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Leerstände machen dem Handel Sorgen

Konferenz bewies: »Es gibt kein Allheilmittel«

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). »Es gibt kein Allheilmittel, keine einfachen Rezepte gegen den Leerstand,« sagt Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Einzelhandelsverbandes (EHV). Der EHV hatte zur Präsentation von aktuellen Ergebnisse zum Flächenmanagement in Bielefeld, durchgeführt von der BBE Handelsberatung Westfalen GmbH, eingeladen.

Unter die Lupe genommen wurden Innenstadt und Stadtbezirke. In der Innenstadt, so ein Ergebnis, seien die Leerstandsquoten »derzeit noch nicht als besorgniserregend« zu bezeichnen. Aber, so das Gutachten, die Schaffung zusätzlicher Handelsflächen an »städtebaulich weniger geeigneten Standorten« sei unbedingt zu vermeiden. Damit spielt die Erhebung auf den Neumarkt an. Dort möchte der Eigentümer, ein Immobilienfonds, weitere 16 000 Quadratmeter Ladenflächen eröffnen (das WESTFALEN-BLATT berichtete mehrfach).
Während man sich über geplante Erweiterungsbestrebungen der Marktpassage an der Zimmerstraße und von Karstadt freue, weil sie eine Stärkung eines gewachsenen Handelsstandortes bedeuten würden, fürchte man, so Stefan Genth, dass mit einem »Neumarkt-Center« die Innenstadt veröden würde wie Beispiele aus anderen Städten wie Hamm oder Oberhausen zeigen würden.
Weitere »Sorgenkinder« in der Innenstadt seien die Eilerspassage zwischen Feilen- und Zimmerstraße, die »Arcade« und die Klosterpassage, aber auch die Bahnhofstraße zwischen Hauptbahnhof und Feilenstraße. Wirtschaftliche Nachfolgenutzungen aufgrund erheblicher Mängel an den Geschäftsimmobilien erscheinen »wenig wahrscheinlich«. Genth ist überzeugt: »Da würde nur ein Neubau helfen.« Dem stehe die Deutsche Bahn AG aber mit ihrem Preisvorstellungen für einen Verkauf von Immobilie und Grundstück entgegen. Die DB fordere 1,5 Millionen Euro. Genth: »Das passt einfach nicht in diese Welt, aber Bewegung gibt es nicht.«
Untersucht habe man zudem die Stadtteile Jöllenbeck, Schildesche, Brake, Stieghorst, Heepen, Sennestadt und Brackwede. In diesen Stadtteilen gebe es insgesamt 65 Leerstände mit einer Gesamtfläche von 13 000 Quadratmetern Verkaufsfläche. Häufig, so Genth, seien die Ladenflächen veraltet und in einem schlechten Zustand, zu klein, es fehlten Schaufenster oder aber die Mietkosten seien zu hoch. Eine Möglichkeit, für einige dieser Leerstände neue Nutzer zu finden, sei es, Flächen zusammen zu legen. Genth: »Viele leerstehende Ladenlokale liegen Wand an Wand - wenn der Vermieter investiert, lässt sich da etwas machen.«
Wichtig sei es, so genannte Nahversorger in den Stadtteilzentren zu halten. In Schildesche sei das gelungen - dort gebe es keinen Leerstand - in Heepen immerhin bedingt, wenn sich auch, so Genth, »300 Meter Fußweg als schier unüberwindliche Barriere erweisen«. In Jöllenbeck müsse man versuchen, die Nahversorger rund um den Marktplatz zu konzentrieren, das bringe auch für andere Geschäfte die notwendige Frequenz. Genth: »Das Geschäftszentrum an der Beckendorfstraße ist schon zu abgelegen.«
Er weist darauf hin, dass auf viele Branchen ein »enormer Druck« ausgeübt werde. Die Folge, so der EHV-Hauptgeschäftsführer: »Apotheken, Schlachter, Bäckereien schließen - oder verlegen ihren Standort in ein SB-Center.«

Artikel vom 18.11.2005