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Bande raubte über Monate Tankstellen aus

Vier Russen stehen jetzt vor dem Landgericht

Bielefeld (uko). Eine Bande von vier Russen - zwei von ihnen haben einen deutsche Paß - hat über Monate Tankstellen in Bielefeld und Ostwestfalen-Lippe ausgeraubt. Das hat einer der vier Angeklagten am Donnerstag vor dem Landgericht behauptet, wo er mit seinem Geständnis seine früheren Komplizen erheblich belastet hat.

Vor der 3. Großen Strafkammer müssen sich seit gestern diese Angeklagten verantworten: Alexander A. aus Tschetschenien, der 19-jährige Bielefelder hat noch die russische Staatsangehörigkeit; Rostam M. stammt aus Georgien, der 22-jährige Mann aus Schloß Holte-Stukenbrock ist staatenloser Asylbewerber; Vladimir R. ist in Rußland geboren, der 26-jährige Schloß Holter hat die deutsche Staatsbürgerschaft; Vitali R. stammt ebenfalls aus Rußland, der 23-jährige Deutsche kommt aus Schloß Holte-Stukenbrock.
Im August 2004 sollen sich Vladimir R., Rostam M. und Alexander A. zu einer Bande zusammengeschlossen haben. Ihr Ziel, so Staatsanwalt Christoph Zielke, war es, Tankstellen auszurauben. In der Tat gab es zehn brutale Überfälle bis zum April 2005, die Zielke im Nachhinein der Bande zuordnet. Begonnen hatte die Raubserie am 20. August 2004, als am »Marktkauf« an der Friedrich-List-Straße in Bielefeld ein Geldbote mit Waffengewalt überfallen wurde. Die Täter erbeuteten 3 000 Euro.
Die Tageseinnahmen der Tankstelle am »Marktkauf« Sennestadt wurden am 21. November 2004 geraubt, hier fielen den Tätern 2 900 Euro in die Hände. Die Tankstelle Endom an der Kaunitzer Straße in Schloß Holte-Stukenbrock wurde am 5. Dezember 2005 mit Waffengewalt überfallen; hier erbeuteten die Räuber 2 100 Euro.
Nach dem gleichen Strickmuster liefen dann die Überfälle auf die »Westfalen«-Tankstelle in Detmold-Pivitsheide am 13. Februar (Beute: 1 800 Euro), auf die Tankstelle in Hövelhof am 7. März (Beute: 800 Euro), am 17. März auf die »Westfalen«-Tankstelle in Leopoldshöhe-Asemissen (Beute: 2 380 Euro), am 25. März auf die »Jet«-Tankstelle an der Detmolder Straße in Bielefeld (515 Euro Beute) und am 28. März auf die »Aral«-Tankstelle an der Herforder Straße in Bielefeld (Beute: 540 Euro) ab. Bei diesem Überfall war erstmals auch Vitali R. dabei. Nach eigenem Bekunden stand der Bundeswehrsoldat »Schmiere«. Während seine Komplizen die Tankstelle ausraubten, habe er mit seinem Funktelefon Kontakt zu ihnen gehalten, um sie rechtzeitig warnen zu können.
Danach gab es noch zwei Überfälle, die Zielke der Bande zuschreibt: Der Raubzug an der »Shell«-Tankstelle an der Artur-Ladebeck-Straße in Bielefeld am 16. April (Beute: 500 Euro) und der Überfall am 20. April auf die Tankstelle an der Brackweder Straße in Bielefeld, wo die Bande 504 Euro erbeutet haben soll.
Lediglich Vitali R. sagte gestern zur Sache aus und gestand seine Tatbeiligung. Im übrigen, so erklärte er, habe er die anderen Taten durch die Erklärungen seiner Komplizen erfahren. Unter anderem auch von der Benutzung eines silberfarbenen Revolvers - eine solche Waffe wurde tatsächlich bei einigen der Überfälle verwendet - will er auf diese Weise erfahren haben.
Die anderen Angeklagten machten zunächst von ihrem Recht Gebrauch, nicht zur Sache auszusagen. Sollten die Männer indes überführt werden, so drohen ihnen ganz massive Haftstrafen. Die nichtdeutschen Angeklagten wären dann auch von der Abschiebung in ihr Heimatland bedroht. - Der Prozeß ist noch auf weitere acht Verhandlungstage bis zunächst zum 19. Dezember terminiert.

Artikel vom 18.11.2005