18.11.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Pferdehändler
unter Verdacht

Strafverfahren wegen Hehlerei

Von Ernst-Wilhelm Pape
Bad Oeynhausen/Münster (WB). Im Fall des bundesweiten illegalen Pferdehandels muss jetzt der Pferdehändler Ralf B. aus Ostbevern mit einer Anklage rechnen.
Wolfgang Schweer: Ermittlungen laufen weiter.

Nach der Verurteilung der 29 Jahre alten Pferdehofbesitzerin Daniela G. aus Rosendahl durch das Amtsgericht Coesfeld, seien die Ermittlungen gegen den Pferdehändler wegen Hehlerei wieder aufgenommen worden, sagte gestern der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Oberstaatsanwalt Wolfgang Schweer.
Wie berichtet, hatte die Hofbesitzerin vor Gericht gestanden, in 15 Fällen sogenannte Beistellpferde ohne Genehmigung der Besitzer weiterverkauft zu haben. Bis zu zehn Tiere soll der beschuldigte Händler erworben haben. Die Preise schwanken zwischen 100 und 5000 Euro.
Angeklagt war die 29-Jährige wegen Betruges in 19 Fällen. Die alten oder kranken Tiere sollten auf dem Hof eigentlich ihr Gnadenbrot bekommen. Die Beschuldigte wurde zu zwei Jahren Haft verurteilt, ausgesetzt zur Bewährung. Ferner muss sie 400 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten.
Nach Angaben von Rechtsanwältin Nina Wiemer (Hamm) sind von dem Hof nicht nur 19, sondern mehr als 30 Pferde spurlos verschwunden. Nicht alle geschädigten Pferdebesitzer, die vor allem aus Ostwestfalen-Lippe, dem Münsterland, Bayern und Baden-Württemberg stammen, hätten Anzeige erstattet. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die meisten Tiere beim Pferdeschlachter landeten.
Wiemer vertritt 17 der geschädigten Besitzer. In 13 Fällen sei die Pferdehofbesitzerin in Zivilprozessen bereits zur Zahlung von Schadenersatz zwischen 200 und 5000 Euro verurteilt worden. Der Pferdehändler habe beim Kauf der Tiere stutzig werden müssen, da die Tiere keine Papiere hatten.
Eins der zunächst spurlosen verschwundenen Tiere, der Wallach »Picasso« aus Bad Oeynhausen, war bei einem Pferdeliebhaber in Garbsen bei Hannover wieder aufgetaucht. Der Händler hatte das Pferd am 12. Dezember 2004 für 4000 Euro nach Garbsen verkauft. Ferner hatte ein Tierarzt bescheinigt, dass das kranke Pferd kerngesund sei. »Picasso« war am 3. Dezember 2004 von Landwirt Martin Pönnighaus der jetzt verurteilten Hofbesitzerin kostenlos überlassen worden. Bereits am 4. Dezember war es vom Hof in Coesfeld verschwunden.
Der neue Besitzer aus Garbsen hat den Pferdehändler aus Ostbevern beim Amtsgericht Warendorf verklagt. Er fühlt sich arglistig getäuscht. Kommenden Mittwoch entscheidet sich beim Amtsgericht Coesfeld, ob Daniela G. auch für »Picasso« Schadenersatz zahlen muss.

Artikel vom 18.11.2005