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Im Berliner Prozess um die Schiedsrichter-Affäre steht die Spielsucht eines Hauptangeklagten im Zentrum. Im Drogenbericht der Bundesregierung werden 80 000 Spielsüchtige genannt, der Fachverband Glücksspielsucht e.V. schätzt ihre Zahl auf 400 000.
Es gibt zehn Kriterien für das Vorliegen von Suchtverhalten, das wichtigste ist der Drang, spielen zu müssen. »Spielhunger« nennt das der Direktor der Abteilung für Psychiatrie der Humboldt Universität Berlin, Werner Platz.
Sportwetten stellen nach Ansicht von Experten eine besondere Gefahr für junge Männer dar. »Die glauben, ich als Mann habe sowieso Ahnung von Fußball und kann Kompetenz einbringen«, sagt die Vorsitzende des Fachverbandes Glücksspielsucht, Ilona Füchtenschnieder. »Viele denken daher, das sind gar keine Glücksspiele.«
Inzwischen wächst der Spielhunger in Deutschland, die Wettbranche boomt. Der Markt verzeichnet zweistellige Zuwachsraten. Nach einer Studie des Marktforschungs-Unternehmens Goldmedia wird der Umsatz von derzeit 810 Millionen auf vier Milliarden Euro ansteigen.
Nach Ansicht von Platz hat die Zahl der Sportwetter im Zuge des Hoyzer-Prozesses zugenommen. Weiteren Auftrieb könnte eine Aufhebung des staatlichen Wettmonopols geben, die derzeit vor dem Bundesverfassungsgericht verhandelt wird. Auch Platz rechnet mit einem Anstieg und verweist zudem auf die Fußball-WM: »Das wird noch einmal einen Riesenanstoß geben.«
Artikel vom 18.11.2005