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Falsche Pfiffe:
Haftstrafe für
Robert Hoyzer

Anwälte kündigen Revision an

Berlin (WB/dpa). Robert Hoyzer muss nun doch in Haft: Mit einer Gefängnisstrafe für den Ex-Schiedsrichter ist gestern in Berlin-Moabit das erste Verfahren im Fußball-Betrugsprozess zu Ende gegangen.
Verurteilt: Dominik Marks.

Der 26-Jährige, sichtlich geschockt, soll für für zwei Jahre und fünf Monate hinter Gitter. Sein Anwalt Thomas Hermes kündigte Revision an. Die Anklage hatte nur zwei Jahre Haft auf Bewährung gefordert.
Auch die Anwälte des mutmaßlichen Drahtziehers Ante Sapina, der wie gefordert zwei Jahre und elf Monate Gefängnis erhielt, wollen beim Bundesgerichtshof in Leipzig Revision einlegen.
Der mitangeklagte Ex-Schiedsrichter Dominik Marks erhielt ein Jahr und sechs Monate auf Bewährung. Die Staatsanwaltschaft hatte anders als beim geständigen Hoyzer zwei Jahre Haft ohne Bewährung verlangt. Milan erhielt ein Jahr und vier Monate, Filip ein Jahr Gefängnis.
»Wir sind vom Urteil sehr enttäuscht. Das Gericht hat nicht tat- und schuldangemessen geurteilt«, sagte Hoyzers Verteidiger Hermes. Die Kammer sei anders als die Staatsanwaltschaft nicht einmal von banden- sondern nur gewerbsmäßigem Betrug ausgegangen und habe das Geständnis nicht mildernd genug gewertet. Hermes: »Das gibt für Straftäter das Signal, nicht geständig zu sein.«
Hoyzer muss vorerst nicht einsitzen. Wie Hoyzer darf auch Ante Sapina, der seit Ende Januar in Untersuchungshaft saß, vorerst in Freiheit bleiben. Sämtliche Haftbefehle sind aufgehoben, beide könnten ihre Strafen im offenen Vollzug verbüßen.
Ante Sapinas Anwalt Stefan Conen zeigte sich unzufrieden, nachdem er Freispruch beantragt hatte. Seine Begründung: Der Wettanbieter Oddset hatte erst nach Bekanntwerden des Skandals manipulierte Wetten verboten.
Die Vorsitzende Richterin Gerti Kramer folgte dem in ihrer mündlichen Urteilsbegründung nicht, übte aber deutliche Kritik an Oddset. Nach dem DFB-Pokalspiel Paderborn - Hamburger SV seien der Verdacht und die Namen bekannt gewesen. »Es ist rätselhaft, wie Oddset nicht in der Lage ist, eine Strafanzeige anzubringen«, sagte die Richterin. Stattdessen habe Ante Sapina nach einem Gespräch bei Oddset weiter wetten dürfen. »Man wollte das Huhn, das goldene Eier legte, nicht schlachten.«
Richterin Kramer sah Ante Sapina, Hoyzer und Marks nicht als Bande und beschrieb die Referees nur als Gehilfen, wertete die Taten aber als schwerwiegender und ordnete Hoyzer zwischen dem federführenden Kroaten und dem später dazu gekommenen Marks ein. Spätestens nach dem Pokalspiel im August 2005 in Paderborn und einem Mahn-Anruf von Schiedsrichter-Kollege Lutz-Michael Fröhlich hätte Hoyzer die Manipulationen beenden können.
Der Geschäftsführende Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), Theo Zwanziger, zeigte sich erleichtert: »Wir sind froh, dass zehn Monate nach Bekanntwerden schon ein Strafurteil vorliegt, dass im Wesentlichen auf unseren Ermittlungen und denen der Staatsanwaltschaft beruht.«
SC Paderborns Geschäftsführer Michael Born hielt sich dagegen zurück und dachte an den Stadion-Streit: »Aus aktuellem Anlass möchte ich im Moment zu Gerichtsurteilen nichts sagen.«

Artikel vom 18.11.2005