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Auf den hundertstel Millimeter

Wilfried Baßler (62) drechselt weihnachtliche und andere Holzfiguren

Von Markus Poch
(Text und Fotos)
Sennestadt (mp). »Holz ist einfach das weichere, wärmere und schönere Material«, sagt Wilfried Baßler. Der heute 62-Jährige Sennestädter arbeitete 35 Jahre lang als Werkzeug-Einkäufer und Kalkulator bei der Firma Böllhoff Verbindungselemente. Metalle waren immer das Geschäft des gelernten Drehers, doch seit der Pensionierung 2003 setzt er auf Holz.

Am häufigsten verwendet er Kiefer, gelegentlich auch Buche, Eiche, Birke oder Obstbäume. In seinem Bastelkeller des Reihenhauses am Uchteweg stehen eine Drehbank und eine Dekupiersäge. Damit kennt sich Wilfried Basler bestens aus: »Mein halbes Leben habe ich auf den hundertstel Millimeter genau gearbeitet. Das ist für mich kein Problem.« Er drechselt Holzfiguren, entwickelt Laubsäge-Arbeiten schon fast wie ein Profi: Kerzenständer, Schneemänner, Vögelchen, Pilze, Kreisel, Äpfel, Birnen, dazu Sterne, kleine Puppenwiegen, Schäfer mit Schafen, Schlitten, Rentiere und vieles mehr - von vier bis 20 Zentimetern Größe. »Langeweile kenne ich nicht, meine Maschinen stehen auch im Sommer immer bereit«, erklärt Baßler. »Aber am liebsten arbeite ich bei schlechtem Wetter und dann, je nach Stimmung, auch schon mal zwei, drei oder vier Stunden am Stück.« Deshalb hat er in diesen verregneten Tagen, zumal Weihnachten dicht vor der Tür steht, so etwas wie »Hochkonjunktur«.
Trotz der sehr ansprechenden Qualität seiner Arbeiten, die allesamt nur in kleinen Stückzahlen entstehen, sieht der bescheidene Sennestädter sich nicht als Künstler, sondern schlicht als Handwerker. Er drechselt und sägt Figürchen, weil es ihm Spaß macht, weil Freunde und Bekannte ihm positive Resonanz geben. »Profit will und kann ich daraus kaum schlagen. Wenn ich meinen Stundenlohn ausrechne, kommen mir die Tränen«, schmunzelt Wilfried Baßler. Trotz seines handwerklichen Geschicks und zunehmender Routine werkelt er im Schnitt fünf bis sechs Stunden an einem mittelgroßen Schneemann mit Vögelchen auf dem linken Arm und Besen im rechten. Auf dem Etikett unter der stets unbemalten Figur steht seine »unverbindliche Preisempfehlung«: 17 Euro...
Angefangen hatte alles mit seinem 60. Geburtstag. Damals bekam Baßler von seinen beiden erwachsenen Töchtern Tanja (heute 34) und Britta (30) die Teilnahme an einem Drechselkursus in Münster geschenkt. Dabei hat er sich dermaßen »infiziert«, dass er inzwischen maschinell perfekt ausgerüstet ist und seine Arbeiten immer besser werden. »Entsprechend katastrophal sieht es in seinem Keller aus«, bemängelt Ehefrau Erika (58) mit einem Zwinkern: »Rotwein, Weißwein, Fahrräder und Holz - alles begraben unter einer dicken Schicht aus Staub und Sägemehl...«
Momentan allerdings lichten sich die Bestände an fertigen Figuren im Hause Baßler, denn der Drechsler muss packen: An diesem Sonntag, 20. November, stellt er nämlich aus. Zwischen 10 und 18 Uhr sind seine Arbeiten im Farbenspiel-Atelier im »Speicher am Seekrug« (Schildesche) zu sehen. Gastgeberin ist die Künstlerin Martina Beine, die dort gleichzeitig ihre vorweihnachtliche Acrylmalerei präsentiert.

Artikel vom 18.11.2005