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»Tormaschine« baut Frust ab

Westfalenpokal: Mainka schießt den VfB Fichte ins Viertelfinale - 3:2

Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). »Ich sag's doch, der Junge ist eine Tormaschine«, feixte Trainer Sven Moning vergnügt und deklarierte Robert Mainka zum »Matchwinner«. Zwei Tore selber erzielt, eines vorbereitet - der Arbeitsnachweis des in der 38. Minute eingewechselten Angreifers konnte sich sehen lassen. Mit einem insgesamt glücklichen 3:2 (1:1)-Sieg über den von der Insolvenz bedrohten Verbandsliga-Sechsten SSV Hagen löste der VfB Fichte das Ticket fürs Viertelfinale im Westfalenpokal.

Am Karnevalswochenende 25./26. Februar 2006 führt die Reise nun zum OWL-Nachbarn SC Herford (3:0 gegen SV 04 Attendorn). Mainkas Treffer in der 90. Minute erlöste die bibbernde Geisterkulisse im Stadion Rußheide. Die 65 Besucher wünschten sich nach einer wenig erwärmenden Partie alles andere als eine Verlängerung.
»Wir sind das, was wir uns vorgenommen hatten, sehr ökonomisch angegangen«, umschrieb Moning die Leistung. Ohne Aydin, Özdemir, Arlet, Basdas, Götting, dazu Möller (Pferdekuss), Reitemeier (dicker Zeh) und Gliniars (Lendenwirbel) angeschlagen - die personelle Not bei den Bielefeldern war fast so mangelhaft wie die Lust und Präzision, mit der sie zunächst zu Werke gingen. Einzig die schmerzhaften Sangeskünste der SSV-Fangemeinde (»Ohne Hagen wär' hier gar nichts los«) vereitelten ein samstägliches Mittagsnickerchen.
Als der Gelb-rot gefährtete Eli Belombo (Moning: »Eine reine Vorsichtsmaßnahme. Ich kenne den Schiri«) Mainka Platz machte, kam endlich Leben auf den Platz. Es dauerte fünf Minuten, bis der schwungvoll durch Hagens Abwehr-Slalomparcours kurvte und auch Keeper Parossa umspielte - das 1:0 war sehenswert (43.). Nur zwei Minuten später zeigte sich die Defensive des VfB Fichte spendabel und gönnte Courtoglu das 1:1.
Als Mainkas schöne Flanke von rechts in Mark Sawkill einen dankbaren Abnehmer fand (2:1, 50.), sollte dies eigentlich die Vorentscheidung sein. Doch unverständlicherweise überließen die Hausherren Hagen fast kampflos das Mittelfeld und spielten auf Ergebnis halten. Der klassentiefere Gegner wurde im zweiten Durchgang immer agiler und erwirkte in dieser Zeit 7:1 Ecken.
Es »roch« nach dem 2:2. Yorck Bergenthal blieb zunächst Sieger gegen Courtoglu, der aus kurzer Distanz schoss (66.), doch in der 70. Minute war es so weit: Spielmacher Pablo des Souza egalisierte per Kopf. Erneut verhinderte Bergenthal den möglichen Rückstand gegen den eingewechselten Helmig (80.).
Rot agierte, grün reagierte - bis Mainka in der 90. Minute die Faxen dicke hatte. Er erlief einen langen Ball von Theermann, wurde nur halbherzig gestört und bedankte sich mit dem 3:2. »Ich hatte etwas Frust angesammelt«, bekannte Mainka hinterher.
Wieder eine Einnahmequelle versiegt - die Enttäuschung auf Hagener Seite, im 100. Jahr des Bestehens kurz vor dem Finanz-K.o., war entsprechend groß. Coach Frank Benatelli empfand den SSV nicht zu Unrecht als »klar bessere Mannschaft«.
Kollege Sven Moning erkannte die Gästeleistung durchaus an: »Für Hagen ging's auch um die Ehre. Die sind bis an ihre Leistungsgrenze gegangen. Vielleicht war's eines ihrer letzten Spiele. Hauptsache, wir sind weiter«.
Es darf geträumt werden. Noch zwei Siege trennen den Oberligisten vom Einzug in die DFB-Pokal-Hauptrunde. Moning: »Uns bietet sich jetzt eine große Möglichkeit«. Berater Maik Walpurgis pflichtete bei: »Nur das Ergebnis zählt. Mehr nicht«. Sollte der VfB Fichte auch die nächste Pokalhürde Herford überspringen, dürfte der Halbfinalgegner wohl Borussia Dortmund II (daheim gegen SC Delbrück) heißen.
VfB Fichte: Bergenthal - Rasic, Warnow, Block, Reitemeier (75. Möller), Meier, Wiens (82. Gliniars), Smith, Theermann, Sawkill, Belombo (38. Mainka).
Tore: 1:0 Mainka (43.), 1:1 Courtoglu (45.), 2:1 Sawkill (50.), 2:2 de Souza (70.), 3:2 Mainka (90.).

Artikel vom 21.11.2005