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Galaterbrief,
Kapitel 6, Vers 7

»Was der Mensch
sät, das
wird er ernten.«

Leitartikel
Wozu Menschen fähig sind

Ein stiller Sonntag gibt zu denken


Von Rolf Dressler
In unseren verwirrten und verwirrend bewegten Zeiten kann man ins Grübeln geraten über die Frage, wie und vor allem wo Gott heutzutage noch Platz findet im Blätterwald, in den gedruckten und gesendeten Medien.
Es grenzt beinahe an ein Wunder, wenn der Gott der Christen, unmittelbar-anschaulich beim Namen genannt, in der Zeitung steht, befindet beispielsweise Dr. Wolfgang Stock, gelernter Journalist und Professor an der Universität Gießen. Nach seiner gründlichen Beobachtung fällt die Bilanz der Presseberichterstattung über Christen, Kirche und Glauben ernüchternd aus. Trotzdem aber gebe es da und dort auch kleine Lichtzeichen der Hoffnung.
Indes, müssten wir alle uns nicht sehr ernsthaft fragen, was der Mensch sich und seiner Mitwelt auflastet, wenn er, von Selbstüberhebung angetrieben, Gott, den Schöpfer, für entbehrlich erklärt und ihn lässig- locker beiseite schiebt?
Besonders an diesem Sonntag, dem Schlussakkord der Woche, die wir »die stille« nennen, gedenkt man in Deutschland der Angehörigen, Freunde und Bekannten, die heimgegangen sind, weil ihr Lebenskreis auf Erden sich geschlossen hatte. Der Tod sei nun einmal unausweichlich Teil unseres irdischen Daseins, heißt es seit altersher, und diese Einsicht soll wenigstens etwas Trost vermitteln in der Trauer, die so schwer zu tragen ist.
Doch solcher Trost, oft nur mü- hevoll gespendet, versagt fast ganz im Angesicht unfassbar roher Gewalt, wie sie Menschen Menschen antun. Und das ausgerechnet und sogar noch verstärkt auch wieder in dieser Woche zwi- schen Volkstrauertag, Buß- und Bettag und Totensonntag:
- Erschlagen von dem Lebens- gefährten seiner 21 Jahre jungen Mutter wird der zweijährige Tim aus Elmshorn schließlich in einer Sporttasche aufgefunden.
- In Hamburg verhungerte die gerade siebenjährige Jessica, weil die Eltern das Kind körperlich und seelisch gröblichst vernachlässigt, wieder und wieder misshandelt und damit systematisch zugrunde gerichtet hatten.
- Am Buß- und Bettag tötete ein 28-jähriger Mann in Bochum das Baby seiner Freundin, einen sieben Monate alten Jungen, indem er ihm großflächig die Haut verbrühte. Wäre der kleine Erdenbürger anstatt nur mit Wundsalbe sofort von einem Arzt behandelt worden, hätte er gerettet werden können.
- Unterdessen muss sich in Zwickau ein wegen Mordes und Kindesmissbrauchs bereits mehrfach vorbestrafter 37-jähriger Mann wiederum wegen Mordes vor Gericht verantworten, weil er der sechsjährigen Tochter Ayla seiner Lebensgefährtin die Kehle durchgeschnitten hatte.
Im ARD-Fernsehgottesdienst zum Buß- und Bettag sagte TV-Pfarrer Jürgen Fliege: In die Mitte auch Koalitionsvertrages von CDU/CSU und SPD »gehören nicht Renten und Arbeitslosigkeit, sondern Gott, Glaube, Liebe, Hoffnung, Treue und Familie! Denn wenn ihr die nicht stützt, ist alles andere nutzlos...«
An diesem Sonntag ist zugleich übrigens auch »Welt-Kindertag«.

Artikel vom 19.11.2005