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Angeordneter Abschied
Hart
am
Ball

Von Friedrich-Wilhelm Kröger

Mut kann man Michael Henke nicht absprechen. Sich als erste Cheftrainer-Station in der Bundesliga den 1. FC Kaiserslautern auszusuchen, kam schon einem Drahtseilakt gleich. Eine homogene Mannschaft stellen die Pfälzer schon seit einiger Zeit nicht mehr, parallel zur finanziellen Sanierung ging es auch ums sportliche Überleben eines zusammengewürfelten Teams. Die Tabellenplätze 12, 15 und 14 in den vergangenen drei Jahren belegen das. Mit Henke kam der FCK nun wieder auf dem letzten Platz an. Eine solch beklagenswerte Position ist diesem Wackel-Klub nicht unbekannt.
Versammmelt sind oder waren hier in einer äußerst gewagten Mischung Trainer meuchelnde Stinkstiefel (Sforza), alternde Stars, die es nicht mehr richtig bringen (Jancker/Nerlinger) oder Legionäre ohne regelmäßigen Nachweis absoluter Bundesliga-Tauglichkeit (Lembi, Mettomo). Dazu soll im provinziellen Hintergrund ein Umfeld sein Unwesen treiben, das nur stört und nervt.
Mittendrin steckte der Trainer. Nur kurz konnte der 1. FC Kaiserslautern davon ausgehen, unter Henke altes Teufel-Feuer zu entfachen. Fünf Treffer zum Saisonauftakt gegen Duisburg, später noch ein Sieg in Köln - das war«s auch schon. So geriet der 48 Jahre alte Ostwestfale in eine immer schwächere Position. Die Chronik eines angeordneten Abschieds: Henke wohnte bei seinem persönlichen Endspiel gegen den 1. FC Nürnberg der eigenen Entlassung bei. 78. Minute: 1:2. 81. Minute: 1:3. Danach musste er einpacken.
Ob ein anderer die lauen Lauterer zu neuem Leben erweckt? Wenn irgendwann alle im Keller ihre Trainer ausgetauscht haben, hebt sich der Vorteil wieder auf. Zurück bleibt dann die bittere Erkenntnis, dass manchmal nicht nur der Fußball-Lehrer gewechselt wird, sondern am Ende trotzdem auch die Liga.

Artikel vom 21.11.2005