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Innovation gehört in Tarifverträge

IG Metall: Erfreuliche Mitgliederentwicklung - drängende Zukunftsfragen

Von Michael Diekmann
Bielefeld (WB). »Ein hoher Organisationsgrad ist der beste Garant für den Erhalt der Tarifbindung des Flächentarifvertrages«, sagt Harry Domnik. Der IG-Metall-Bevollmächtigte forderte beim Jahresempfang der Gewerkschaft, künftig auch geplante Innovationen im Betrieb im Tarifvertrag festzuschreiben.

Domnik, erster Bevollmächtigter der IG Metall, konnte in der Hechelei mehrere hundert Mitglieder zum traditionellen Jahresempfang begrüßen. In diesem Zusammenhang beklagte er, dass die Zahl der tarifgebundenen Mitgliedsunternehmen im Arbeitgeberverband in den vergangenen sechs Jahren beträchtlich abgenommen habe. Die Zeiten, in denen Tarifabschlüsse erkämpft und anschließend übernommen wurden, seien vorbei, beklagt Domnik. Gleichzeitig fordert Bielefelds erster Metaller, künftig in Tarifverträgen nicht nur Fragen der Besoldung zu fixieren, sondern »Geld und Leben«.
Zudem müsse man drängende Zukunftsfragen angehen. Domnik: »Innovationen sind das A und O für sichere Arbeitsplätze. Wo sie heute verschlafen werden, sind morgen Arbeitsplätze bedroht.« Der Arbeitgeber sollte dem Beriebsrat deshalb jährlich einen Innovationsbericht vorlegen. Als wichtigste Voraussetzung für Verhandlungsrunden mit der Gewerkschaft nennt Domnik die Offenlegung der Bücher: »Ohne betriebswirtschaftliche Prüfung läuft nichts.«
Seit 2004 hat die IG Metall-Verwaltungsstelle in elf Betrieben abweichende tarifliche Regelungen vereinbart. Insgesamt werden 150 Betriebe betreut. In acht der elf Beriebe sei es gelungen, betriebsbedingte Kündigungen auszuschließen. Dadurch seien aktuell 1500 Beschäftigte vor betriebsbedingten Kündigungen geschützt. Domnik: »In fünf Betrieben gelang es, konkrete Investitionen zu vereinbaren in einer Größenordnung von 17 Millionen Euro.«
Zufrieden ist man bei der IG Metall in Bielefeld mit der Mitgliederentwicklung. Erstmals seit sieben Jahren habe man die Zahl der Austritte erheblich reduzieren können, durch intensives Nacharbeiten 99 Kündigungen rückgängig gemacht. Gleichzeitig habe man bis Oktober 619 neue Mitglieder begrüßen können - fast 50 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.
Stellung bezog die Gewerkschaft in der Hechelei auch zum eben abgeschlossenen Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung. Während man den Erhalt der Tarifautonomie in der Eisenhütte als positives Zeichen sieht, kritisiert man die geplante Mehrwertsteuererhöhung sowie das Renteneintrittsalter mit 67 Jahren. Beides sei fatal für Konjunktur und Arbeitsmarkt, betont Domnik.

Artikel vom 18.11.2005