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Bombenterror in Moscheen

Anschläge auch auf Hotels in Bagdad - Mehr als 70 Menschen sterben

Bagdad (dpa/Reuters). Bei einer Serie verheerender Anschläge auf Moscheen und Hotels haben am Freitag im Irak mehr als 70 Menschen ihr Leben verloren.
Rettungskräfte bargen am Freitag Morgen in Bagdad die Opfer der Bombenanschläge auf einen stark gesicherten Hotelkomplex. Mindestens sechs Menschen wurden Opfer des Terrors. Foto: dpa

In zwei schiitischen Moscheen der Stadt Chanakin nahe der iranischen Grenze sprengten sich während des Freitagsgebets zwei Selbstmordattentäter in die Luft und rissen mindestens 62 Gläubige mit in den Tod. Weitere 95 Menschen seien bei den Anschlägen zum Teil schwer verletzt worden, berichteten Krankenhausärzte. Ein weiterer Anstieg der Opferzahl sei zu befürchten. Beide Moscheen stürzten durch die Wucht der Detonationen in sich zusammen. Rettungskräfte suchten bis zum Abend unter den Trümmern weiter nach Verletzten und Toten.
Abgeordnete aus der Stadt gingen sogar von mehr als 100 Toten aus, weil viele Menschen von den Trümmern der beiden Gebetshäuser begraben wurden. Die Anschläge drohten im Vorfeld der für Dezember geplanten Parlamentswahlen die Spannungen zwischen den Religions- und Bevölkerungsgruppen im Land weiter zu verschärfen.
Die schiitische Gemeinschaft war in den vergangenen Monaten wiederholt das Ziel von Attentaten der mehrheitlich sunnitischen Aufständischen. Die USA und die irakische Regierung verdächtigen die Sunniten, damit einen Bürgerkrieg anzetteln zu wollen.
Am Morgen wurden in der Hauptstadt Bagdad bei der Explosion von zwei Autobomben neben einem stark gesicherten Hotelkomplex mindestens sechs Menschen getötet, darunter zwei Kinder. Weitere 40 Menschen wurden dabei nach Polizeiangaben verletzt.
Augenzeugen berichteten, zwei Selbstmordattentäter hätten sich mit ihren Fahrzeugen in die Luft gesprengt. Der US-Nachrichtensender CNN strahlte Bilder aus, die zeigten, wie ein kleiner Lieferwagen vorfuhr und explodierte. Unter den Verletzten seien auch ausländische Journalisten, die in den Hotels im Stadtteil Dschadirija untergebracht waren.
Rund um die Hotels Al-Hamra, Al-Duleimi, Sumerland und Ard al-Suhur, in denen auch häufig deutsche Journalisten wohnen, sind Tag und Nacht Wachen stationiert. Autos werden an einer Straßensperre auf Sprengstoff hin durchsucht. Die Anschläge ereigneten sich unweit des Kellergefängnisses des Innenministeriums, in dem 173 Häftlinge misshandelt worden sein sollen. Mehrere der dort Inhaftierten hatten deutliche Folterspuren aufgewiesen.
Die Vereinten Nationen (UN) forderten die irakische Regierung am Freitag auf, eine unabhängige Untersuchung der Vorfälle zuzulassen, um Vorwürfe zu klären, schiitische Milizen hätten die zumeist sunnitischen Gefangenen mit Billigung des Innenministeriums gequält.
Bei der Explosion einer weiteren Autobombe kam in der Kleinstadt Kanaan nördlich von Bagdad ein 15-jähriger Junge ums Leben, mindestens zwei Zivilistenverletzt. In Bakuba starb bei der Explosion eines Sprengsatzes neben einer amerikanisch-irakischen Patrouille ein irakischer Polizist. Seite 4: Kommentar

Artikel vom 19.11.2005