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Laien musizieren mit den Profis

NWD lädt zu »philharmonic open«: Gemeinsames Konzert wird erarbeitet

Von Dietmar Kemper
Herford (WB). Schon jetzt liegen 60 Anmeldungen vor. Die »philharmonic open« zieht erneut die Laien-Musiker aus ganz Ostwestfalen-Lippe an. Zum zehnten Mal haben Ärzte, Sekretärinnen und Lehrer die Chance, von den Profis der Nordwestdeutschen Philharmonie zu lernen und gemeinsam ein Konzert zu erarbeiten.

»Es geht nicht darum, Kunst zu erzeugen, sondern Kreativität zu fördern«, erklärt der Geschäftsführer der NWD, Christian Becker.
Am 28. Januar ist es wieder soweit: Um 10.30 Uhr beginnt die erste Probe im Herforder Studio des Landesorchesters. Weitere sieben Stunden intensiver Beschäftigung mit sinfonischer Musik folgen am 11. und 25. Februar 2006.
Jede Instrumentengruppe wird von einem Profi der NWD betreut. Das Landesorchester stellt außerdem die Noten und den Dirigenten. Das wird wie in den Vorjahren Joachim Harder sein, der mit den mal mehr und mal weniger talentierten Laien den slawischen Tanz opus 46 Nr. 8 von Antonin Dvorak, den 1. Satz des Klavierkonzertes Nr. 1 b-moll opus 23 von Peter Tschaikowskij, ein Medley aus »Porgy und Bess« von George Gershwin sowie den »Huldigungsmarsch« aus Sigurd Jorsalfar von Edward Grieg erarbeiten will.
Die Generalprobe und das öffentliche Abschlusskonzert finden am Nachmittag des 26. Februar im Studio in Herford statt. »Die philharmonic open wenden sich an Leute, die ein Instrument gelernt, aber keine feste Gelegenheit haben, darauf zu spielen«, sagte Becker dieser Zeitung. Laienmusikarbeit zu fördern, gehöre zum Profil der NWD.
Im Schnitt gingen in den vergangenen Jahren jedes Mal um die 140 Anmeldungen ein. »Die Hälfte davon sind Wiederholungstäter«, sagte Becker. Das Orchesterspiel werde nicht auf die leichte Schulter genommen oder als Jux aufgefasst, sondern sehr ernst angegangen. »Zwischen der ersten und dritten Probe ist ein enormer Fortschritt zu sehen«, lobt Becker das Engagement der Schüler auf Zeit. Die Altersspanne der Musiker reicht von 15 bis 75. Was die Instrumente angeht, sind Querflöten und Klarinetten überproportional häufig vertreten. Für diese beiden Instrumente ist es schwer, einen Orchesterplatz zu finden.
Zuerst einmal müssen sich die Solisten zusammenfinden und mit Hilfe der versierten NWD-Musiker lernen, als Gruppe zu spielen. Die Abstimmung aufeinander zeitigt dauerhafte Effekte. »Aus den philharmonic open sind bereits einige neue Kammermusikgruppen hervorgegangen«, weiß Christian Becker. In den zehn Jahren habe sich so ein Netzwerk von Laienmusikern gebildet.
Gleichzeitig profitiert die NWD von der Zusammenarbeit. Wer bei den Proben dabei war, kommt regelmäßig zu Konzerten des Landesorchesters und gewinnt Einblicke in den Alltag der Profis und die Bedingungen auf der Bühne.
Aufgezeichnet wird das Abschlusskonzert am 26. Februar übrigens nicht. Auf eine CD müssen die Teilnehmer verzichten. Christian Becker: »Ein Konzert lebt aus dem Moment.« Wer sich die CD anhöre, nehme schräge Töne als besonders unangenehm wahr, und so entwickle sich die Aufzeichnung zum »Miesmacher« für das Konzert. Anmeldungen für die philharmonic open nimmt die NWD unter der Adresse Stiftbergstraße 2 in 32049 Herford oder telefonisch unter der Nummer 0 52 21/9 83 80 entgegen.

Artikel vom 19.11.2005