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Primus mit breiter Bank
und langem Atem

Handballsaison läuft für TSG und TuS 97 reibungslos

Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Zwischen Volkstrauertag und Totensonntag haben Bielefelds ranghöchste Handball-Mannschaften keinen Grund, Trübsal zu blasen. Derweil TSG Altenhagen-Heepen in der Oberliga mit 10:6 Punkten sogar etwas über dem Soll liegt, nimmt Verbandsligist TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck ungeschlagen den erwarteten Spitzenplatz ein.

Als Tabellensechster im vorderen Mittelfeld etabliert, dazu den sieglosen Vorletzten Menden-Lendringsen vor der Brust: Die TSG-Klettertour könnte noch eine Weile anhalten. »Es ist eine unwahrscheinliche Harmonie in dieser Truppe, ein toller Teamgeist«, staunt Trainer Jörg Harke über die Fortschritte. Der frühere Bundesligahandballer des TBV Lemgo sieht seine Schützlinge spielerisch »noch in den Kinderschuhen«. Da der Kader nach ungenügender Saisonvorbereitung erst spät auf Soll-Stärke gebracht werden konnte, sei »bis auf wenige Spielzüge« wenig für den Angriff getan worden. Ergo sei weiteres Entwicklungspotenzial vorhanden.
Etwas nachdenklich musste TSG-Chef Heinrich Rödding nach dem jüngsten 26:25 gegen HSE Hamm registrieren, dass nicht nur in Spielerkreisen, sondern auch im Umfeld die kritischen Stimmen überwogen. »Wo führt das denn hin, wenn wir uns nicht mal mehr über einen Sieg freuen können«, spricht er ein Machtwort. »Ich jedenfalls freue mich über die 10:6 Punkte. Wir sind auf einem guten Wege. Die Mannschaft ist in der Oberliga angekommen«. Und deshalb brauche es auch keine Entwicklungshilfe aus Polen geben: Die TSG hat Rückraummann Dariusz Skup abgesagt. »Das tat mir schon Leid. Aber er passte nicht in unsere Welt«, sagt Rödding.
Mit Daniel Meyer trainiert inzwischen der vielseitig verwendbare Haupttorschütze des A-Jugend-Regionalligateams mit. Er soll ebenso seine Bewährungschance erhalten wie der von benachbarten Bundesligisten umworbene, für die A-Jugend unverzichtbare Keeper Pascal Welge. »Calli ist ein Handball-Verrückter im besten Sinne. Momentan sitzt er ein bisschen zwischen den Stühlen. Aber seine Perspektive ist 2006 ein Stammplatz in der 1. Mannschaft«, beteuert Rödding.
So oder so dürften die aus Altenhagen und Heepen ausreichend Gründe finden, sich selbst zu feiern: Am morgigen Freitag ab 20 Uhr kommt die TSG in dreistelliger Zahl im Vereinslokal »Runkelkrug« zusammen, um ihr Herbstfest zu begehen.
Zwar nimmt der TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck zurzeit punktgleich mit dem TSV Hahlen (15:1) den Platz an der Sonne ein, doch das ist für Trainer Frank Brennecke bloß eine Momentaufnahme und »kein Grund, sich zurückzulehnen. Ich bin erst dann zufrieden, wenn wir aufgestiegen sind«.
Aufgrund eminenter Überlegenheit haben die 97er es schon mehrfach (unbewusst) praktiziert, nicht bis zum Schluss ihr Bestes gegeben zu haben. »Dann wird's gleich brenzlig«, so Brennecke. Dieser »Schlendrian« ist zugleich der größte Gegner derer von der Dorfstraße - aber immer noch ungestraft. Andererseits: Wenn der TuS 97 »richtig Gas gibt«, ist er in dieser Liga unterfordert.
Ein wichtiges Hilfsmittel ist die breit besetzte Bank. Eine gelernte Lektion aus der Vorsaison, als TuRa Bergkamen zum Aufstieg gratuliert werden musste. »So können wir Ausfälle besser kompensieren«, freut sich der Coach, dass die akuten Verletzungen von Jörn Boekstiegel oder Alexander Herholt nicht automatisch eine Senkung des Spielniveaus zur Folge haben.
Frank Brennecke freut sich bereits auf den wohl entscheidenden »Showdown« am Samstag, 11. Februar, wenn Hahlen in Jöllenbeck gastiert. »Mal gucken, wer den längeren Atem hat«.
Tore werfen oder coachen? Zunächst muss der Jürmker Trainer sich entscheiden, welchem TuS 97-Team er heute Abend im vereinsinternen Kreispokalduell »Dritte« gegen »Erste« den Vorzug gibt. Gestern lag Thorsten Leh-meier, im Pokalwettbewerb normalerweise der Chef auf der Bank, noch mit Grippe danieder. Brennecke würde zu gerne gegen seine Schützlinge auflaufen . . .

Artikel vom 17.11.2005