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Totes Baby in Kühltruhe versteckt

33-jährige Verkäuferin aus Geseke gestern festgenommen

Von Hubertus Hartmann
Geseke (WB). Fast ein Jahr lang hat in Geseke (Kreis Soest) ein totes Baby zwischen Fertigpizzen und gefrorenen Bratenstücken in der Tiefkühltruhe gelegen. Gestern nahm die Polizei unter dem dringenden Verdacht der Kindstötung die mutmaßliche Mutter fest.

Nach Angaben des Paderborner Staatsanwalts Dietmar Sauerland handelt es sich um eine 33-jährige Frau. Sie ist geschieden und hat zwei weitere Kinder von zwölf und 13 Jahren.
Seit Ende vergangenen Jahres hatten die Strafverfolgungsbehörden ermittelt, ohne dass sie der Frau ein Verbrechen nachweisen konnten. Die Tatverdächtige arbeitet als Verkäuferin in einem Backshop. Einer Kollegin war vergangenen Herbst aufgefallen, dass sie offensichtlich hoch schwanger war. Ende November 2004 kam die Frau mehrere Tage nicht zur Arbeit und meldete sich krank. Die Kollegin bemerkte sofort, dass sie bei ihrer Rückkehr deutlich schlanker erschien. Auf das Baby angesprochen, bestritt die Verkäuferin, überhaupt in Umständen gewesen zu sein.
Weil ihr das Verhalten und die Aussagen der Frau aber merkwürdig vorkamen, informierte die Kollegin die Polizei. Gegenüber der Staatsanwaltschaft habe die Gesekerin zwar die Schwangerschaft eingeräumt. »Zum Verbleib des Kindes konnte sie jedoch keine plausible Erklärung liefern«, sagte Staatsanwalt Sauerland gestern Abend dieser Zeitung. Sie habe lediglich angedeutet, dass es ja schließlich die Möglichkeit einer anonymen Geburt mit anschließender Adoption und auch Babyklappen gäbe.
»Diese Version erwies sich letztlich als unwahr«, betonte der Staatsanwalt. Erst im Laufe weiterer umfangreicher Ermittlungen hätte sich der Tatverdacht gegen die Frau erhärtet. Als nach einem richterlichen Beschluss gestern das Wohnhaus in Geseke durchsucht wurde, habe ein Leichenspürhund sehr bald angeschlagen. In der Truhe hätten die Beamten dann den entsetzlichen Fund gemacht.
Das Geschlecht des Kindes konnte noch nicht festgestellt werden. Eine Obduktion soll heute klären, ob das Baby bei der Geburt noch gelebt hat. Die Verdächtige schweigt zu den Vorwürfen. Ihre beiden anderen Kinder kamen in die Obhut des Jugendamtes.

Artikel vom 16.11.2005