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»Ein schöner Stundenlohn«

Auch ohne RTL-Million: Renate Steiner findet Jauch nett

Von Gerhard Hülsegge
und Bernhard Pierel (Foto)
Bielefeld (WB). »Die Million ist mir leider durch die Lappen gegangen«, sagt Renate Steiner (72) aus Bielefeld. Trotzdem kann sie lachen. Denn immerhin 16000 Euro hat die pensionierte Rechtsanwältin vergangenen Montagabend in der RTL-Fernsehshow »Wer wird Millionär?« mit Günther Jauch gewonnen.

Erst bei der 32000-Euro-Frage nach dem Chansonnier, der unter anderem mit »Ne me quitte pas« und »Amsterdam« berühmt geworden ist, musste die frühere Lehrerin vom Brackweder Gymnasium, die nach dem Ausscheiden aus der Rechtsanwaltskanzlei zurzeit an Bielefelds Universität Geschichte und Soziologie studiert, passen (wir berichteten bereits in unserer gestrigen Ausgabe). Sie tippte auf Yves Montand - Jaques Brel wär's gewesen.
»Auf diese entscheidende Frage waren wir nicht eingerichtet«, verriet Ehemann Professor Helmut Steiner (77). Er und die Töchter Babette (sie war mit ins Endemol-TV-Studio nach Köln-Hürth gefahren), Sybille sowie Dorothee (sie konnte ihrer Mutter als »Telefon-Joker« leider nicht weiterhelfen) wussten bereits seit drei Wochen, dass Mutter Renate, die auf jeden Fall ihren Magister machen will, eine überaus gute Figur vor einem Millionen-Publikum gemacht hatte. Denn was die Zuschauer Dienstagabend zu bester Sendezeit serviert bekamen, war bereits am 25. Oktober aufgezeichnet worden, gerade mal zwei Wochen nach der telefonischen Bewerbung.
»Ich durfte zwar sagen, dass ich da war, nur nicht, wie weit ich gekommen bin«, berichtete Renate Steiner, inzwischen wieder in Bielefelds Wilhelmstraße angekommen. Die Begegnung mit TV-Liebling Günther Jauch war auch für sie ein Erlebnis: »Der war sehr nett, aber furchtbar erkältet.« Dass der Journalist und Entertainer nur noch »Dörte« als Namen schlimmer findet als »Dorle« (Verniedlichung von Dorothee) kann ihm die Bielefelderin nachsehen.
Interessant war für sie vielmehr zu sehen, wie viel aus der eigentlichen Sendung herausgeschnitten wird. So laufen die Kandidaten nach dem schnellen Lösen der Eingangsfrage nicht etwa geradewegs auf den Moderator zu, wie es scheint, sondern erst noch einmal in die Maske.
Hatte die Kandidatin vom Teuto in der Sendung noch darauf gehofft, sich vom Gewinn einen Jaguar oder einen Platz im Seniorenheim leisten zu können, will sie das Geld jetzt »durch fünf teilen«, sodass die ganze Familie profitiert. Ins Auge gefasst ist auch eine Kreuzfahrt. Indes: Noch sind die 16000 Euro nicht auf dem Konto. Ist Renate Steiner jedoch gewiss: »Bei Günther Jauch habe ich so viel Geld verdient wie noch nie in einer Stunde.«

Artikel vom 16.11.2005