16.11.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Konjunktur
gewinnt Fahrt

Achillesferse ist weiter das Inland

Wiesbaden (dpa). Die deutsche Wirtschaft ist dank boomender Exporte und steigender Investitionen wieder auf Wachstumskurs. Trotz hoher Ölpreise gewann die Konjunktur im Sommer an Schwung. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) lag im dritten Quartal real um 0,6 Prozent über Vorjahresniveau.

Deutschland lag damit genau im europäischen Durchschnitt. In der Eurozone und in der gesamten EU wuchs die Wirtschaft von Juli bis September ebenfalls um 0,6 Prozent. Die Aussichten für das Gesamtjahr bleiben wegen der schwachen Inlandsnachfrage und wegen des schrumpfenden Konsums aber verhalten.
»Die Inlandsnachfrage bleibt die Achillesferse der Konjunktur«, betonte das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) gestern in Mannheim. ZEW-Präsident Wolfgang Franz mahnte »tiefer gehende Reformen am Arbeitsmarkt« und eine große Steuer- und Gesundheitsreform an. Ohne diese Maßnahmen sei nicht mit einem nachhaltigen Beschäftigungsaufbau zu rechnen. »Dieser ist dringend notwendig, für eine sich selbst tragende Erholung der Konjunktur, damit Deutschland wieder auf einen höheren Wachstumspfad kommt.«
Experten sprechen von einer »Erholung« und einem »leichten Aufschwung«. Wichtigster Antriebsmotor für die deutsche Wirtschaft waren die Exporte in alle Welt, berichtete das Statistische Bundesamt in Wiesbaden. Im Inland investierten die Unternehmen wieder mehr in Ausrüstungen und sonstige Anlagen. Dagegen schrumpfte der private Konsum weiter. Das Wachstum war von Juli bis September genauso kräftig wie zu Jahresbeginn. Laut revidierten Zahlen des Bundesamtes hatte die Konjunktur im ersten Quartal ebenfalls um 0,6 Prozent zugelegt. Im zweiten Vierteljahr sei die Wirtschaft leicht um 0,2 Prozent gewachsen.
Rechnet man die ersten drei Quartale zusammen, so ist die Wirtschaft seit Jahresbeginn um 0,8 Prozent gewachsen. Das entspricht genau der Vorhersage der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute und der Bundesregierung für das Gesamtjahr. Wegen der hohen Ölpreise hatten die Institute vor kurzem ihre Prognosen nach unten revidiert. Die Bundesbank geht davon aus, dass die Wirtschaft im Gesamtjahr kalenderbereinigt um rund ein Prozent in Deutschland wachsen wird. »Für das letzte Quartal dieses Jahres kann aus heutiger Sicht durchaus mit einer weiterhin positiven Grundtendenz gerechnet werden«, sagte Bundesbank-Vorstandsmitglied Hermann Remsperger.

Artikel vom 16.11.2005