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Den Alltag beschreiben:
Stichtag 18. November

Ein historischer Tag für Menschen in 50 oder 100 Jahren

Bielefeld (bp). Was machen Sie am 18. November? Nichts Besonderes? Das ist gut. Denn die Volkskundliche Kommission für Westfalen möchte genau das wissen - das Nicht-Besondere, den Alltag von jung und alt, Mann und Frau, Stadt- und Landbewohner.
Die Kommission bittet Menschen in Westfalen, aufzuschreiben, was sie tun am 18. November 2005: vom Aufstehen bis zum Zubettgehen. Unterstützt wird die Kommission darin vom Historischen Museum Bielefeld und von der Volkshochschule Bielefeld.
Gesammelt werden sollen alltägliche Geschichte, die den 18. November dann zu einem »historischen Tag« machen - für Menschen, die in 20, in 50 oder 100 Jahren erfahren möchten, wie gelebt wurde im Jahr 2005 in Bielefeld. Dr. Cornelia Foerster, Leiterin des Historischen Museums: »Solche Berichte aus dem Alltag der Menschen sind eine wunderbare Quelle. Schreiben Sie auf, was Sie möchten, helfen Sie mit, ein Archiv für die Zukunft anzulegen.« Zwar sollten Name und Anschrift dem Bericht beigefügt werden, aber die Briefe werden anonymisiert und die Schreiber können auch bestimmen, dass ihr Brief erst in 50 Jahren geöffnet werden soll.
Anne Wellmann und Sigrid Sierleja von der Volkshochschule und die Literaturwissenschaftlerin Dr. Anne Kitsch möchten auch Menschen ermutigen, die meinen, sie könnten gar nicht schreiben: Sie bieten Hilfestellung an. Am 25. November wird der VHS-Kurs»Biografisches Schreiben« in der Ravensberger Spinnerei für Jedermann geöffnet. Von 9.30 Uhr an ist die Teilnahme ohne Anmeldung und kostenlos möglich. Anne Wellmann: »Unter Anleitung können Gedanken sortiert, Sätze ausformuliert, Stichwörter gesammelt werden.«
Historiker Dr. Gerhard Renda erzählt, dass im Jahr 1930 Textilarbeiterinnen in Bielefeld von der Gewerkschaft aufgefordert worden seien, ihren Alltag zu schildern. Daraus sei ein Buch entstanden, das heute als wertvolle Quelle auch für das Historische Museum diene.
In einem Jahr, am 18. November 2006, soll ein Buch mit den Alltagsbeschreibungen des 18. November 2005 erscheinen. Wer mitschreiben will, kann seinen Brief bis zum 10. Dezember 2005 schicken an die Adresse: Mein 18. November/ Scharnhorststraße 100/ 48151 Münster, als Fax an 0251/8328393 oder als E-mail an briefe@mein18november.de
»Oder Sie werfen Ihren Brief einfach in den Kasten am Historischen Museum im Ravensberger Park - wir leiten ihn weiter,« sagt Dr. Cornelia Foerster.

Artikel vom 17.11.2005