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Straßennamen als Tür zur
Vergangenheit Bielefelds

Von der Güsenstraße bis zum Huckepackweg


Bielefeld (bp). Ein Straßenname kann eine Tür zur Vergangenheit sein, meint Martin Fröhlich. Als er 1997 nach Bielefeld kam, um an der Universität Geschichte zu studieren, fielen ihm Namen wie »Notpfortenstraße«, »Goldstraße« oder »Zur Schwedenschanze« auf. Er recherchierte unter anderem im Stadtarchiv und wurde vom damaligen Leiter Prof. Reinhard Vogelsang ermutigt: »Es wäre schön, wenn Sie etwas heraus finden würden.«
Gestern stellte Martin Fröhlich gemeinsam mit Verleger Thomas Kiper sein Buch vor: »Huckepack nach Bielefeld« (ja, es gibt sogar einen Huckepackweg). 19 Straßennamen werden darin historisch erklärt. Nun gut, eigentlich nur 17. Denn ein Name ist bislang nur Wunsch: In Bielefeld gibt es keine Straße, die nach Bürgermeister Friedrich Christof Florens Consbruch benannt sei und der habe es, so Fröhlich, »wirklich verdient«. Und über eine weitere Straße, die Güsenstraße, habe er den Ursprung des Namens nicht hundertprozentig ermitteln können: »Da gibt es verschiedene Erklärungen.« So könne der Namen vom Begriff »Geusen« hergeleitet sein - so nannte man holländische Freiheitskämpfer des 16. Jahrhunderts, die sich als Protestanten gegen die spanische Besatzung erhoben. Güsen könnte aber auch vom mittelalterlich Gos oder Goese für Gans hergeleitet sein.
Es gebe aber auch »Glücksfunde« wie die Memoiren von Ludwig Lepper. Der Autor: »Die ruhen im Stadtarchiv, 48 Seiten schmal.«
In Bielefeld gebe es rund 2000 Straßennamen, der überwiegende Teil sei nach Vögeln, Blumen, Städten oder berühmten Künstlern benannt, der weitaus geringere habe einen unmittelbaren Bezug zu Bielefeld. »Manchmal,« so erzählt Martin Fröhlich, »hat man es sich auch leicht gemacht mit der Namensfindung«. Im Rahmen der Gebietsreform mussten beispielsweise schnell neue Straßennamen gefunden werden, weil es durch die Eingemeindungen doppelte und dreifache Straßenbezeichnungen (Hauptstraße) gab. Da sei dann schlicht im Stadtarchiv angefragt worden, dort habe es eine Liste gegeben und die Namen habe man dann verwendet. Erschienen ist »Huckepack in Bielefeld« im Regionalverlag Thomas P. Kiper in einer Auflage von 2000 Exemplaren. Im Bielefelder Buchhandel ist es zum Preis von 14,80 Euro zu bekommen.

Artikel vom 16.11.2005