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Fettbomben im Visier:
Lecker geht auch leichter

Kulinarische Kalorienfalle: Ernährungsphysiologischer Bummel über den Weihnachtsmarkt

Von Daniela Rahn
Bielefeld (WB). Endlich Weihnachtsmarkt! Zum Einstimmen würde ich sagen: erstmal einen Becher Glühwein mit Schuss. Dann Currywurst mit Fritten und Mayo, anschließend den nächsten Glühwein. Später noch leckeren Backfisch und zum Nachtisch eines dieser süßen Schokoladenfrüchtchen. Moment, ohne Schlürschluck gehen wir natürlich nicht nach Hause: Nochmal eine Runde Glühwein für alle! Und hier: Die gebrannten Mandeln sind so köstlich! Die musst du unbedingt probieren...

Kalorienfalle Weihnachtsmarkt: Eh man sich versieht, sind 2000 Kalorien intus - und eine gehörige Portion Fett schon auf dem besten Weg, um sich für immer auf den Hüften niederzulassen.
Es schmeckt aber auch alles so gut! Und wer will sich schon die Laune verderben lassen und bei einem gemütlichen Bummel über die Weihnachtsmeile ans Kalorienzählen denken?
Die Wahrheit liegt - wie so oft - mal wieder in der Mitte. Genießen ja, aber bitte in Maßen und ganz bewusst! Wer Bratwurst (ca. 520 kcal, 46 g Fett) liebt, sollte vielleicht im Gegenzug die Pommes Frites mit Mayonnaise (ca. 450 kcal, 38 g Fett) weglassen. Stattdessen lieber eine ordentliche Portion Senf zur Wurst - denn der ist gesund und erleichtert dem Körper durch seine wertvollen ätherischen Öle die Eiweiß- und Fettverdauung.
»Wichtig ist: Nicht alles hektisch reinschlingen, sondern sich Zeit nehmen und die Leckereien genießen«, sagt Sabine Schulz. Die Diplom-Oecotrophologin aus Bielefeld weiß außerdem: »Es geht nicht allein um die rechnerische Bilanzierung dessen, was ich gegessen habe. Wichtig ist zu erkennen, wie sich mein Essverhalten vor dem Hintergrund meiner gesamten Situation auf den Stoffwechsel auswirkt.«
Stichwort Ganzheitlichkeit: Das Wohlgefühl ist auch beim Weihnachtsmarktbummel oberstes Gebot. Das fängt schon mit der Auswahl der Menschen an, die uns bei diesem Ausflug begleiten. Was merkwürdig klingt, ist wissenschaftlich belegt: Auch die Stimmung steuert unseren Stoffwechsel maßgeblich!
Plausibel macht das der »Brötchen-mit-Butter-Test«: Während einerseits zwei Menschen, die sich sehr gerne mögen, ihre Brötchen mit Butter genussvoll und schadlos vertilgten, stieg bei dem Pärchen, das sich überhaupt nicht leiden konnte und gezwungener Maßen gemeinsam das Butter-Brötchen verspeisen musste, der Cholesterinwert deutlich an.
Doch zurück zum Weihnachtsmarkt: So ein Becher dampfender Glühwein (ca. 200 kcal) schlägt gegenüber dem alkoholfreien Punsch (ca. 80 kcal) mit dem rund 2,5-fachen Kaloriengehalt zu Buche. Und wer nach einer üppigen Mahlzeit noch viel Alkohol »draufschüttet«, bringt schon bald ein Kilo mehr Lebendgewicht auf die Waage. Der Grund: Mit dem Abbau von Alkohol ist die Leber zunächst ausgelastet, hat keine Kapazitäten für den Fettstoffwechsel frei. Und schwupps kneift der Hosenbund.
Wenn der kleine Hunger kommt, muss es ja nicht unbedingt der vor Fett triefende Backfisch mit Remoulade (ca. 500 kcal, 35 g Fett) sein. Wer die Augen aufhält, wird feststellen, dass auch der Weihnachtsmarkt viele leckere, aber deutlich leichtere und damit gesündere Leckereien bereithält: Da gibt es zum Beispiel schmackhafte Champignon- oder Gemüsepfannen (ca. 150 kcal, 10 g Fett), deftige oder feine Suppen und Eintöpfe (ca. 200 kcal, 10 g Fett). Sabine Schulz: »Auch arabische Gemüsetaschen sind beispielsweise eine leckere Alternative nicht nur für Vegetarier.« Und wer gerne Fisch isst, greift einfach zur kalten Version und bestellt sich ein Brötchen mit Matjes- oder Bismackhering (ca. 250 kcal, 19 g Fett).
Wer an der Tüte gebrannter Mandeln (619 kcal, 56 g Fett) auf keinen Fall vorbeikommt, verzichtet am besten darauf, sie direkt im Anschluss an Currywurst & Co. als Nachtisch einzuwerfen. »Auch das Süße sollten wir uns einteilen und nicht einfach so nebenbei verschlingen«, empfiehlt Sabine Schulz, »Nüsse zum Beispiel sind wahre Fettbomben. Sie enthalten zwar pflanzliche und damit gute Fette, sollten aber wegen ihrer Gehaltfülle als eigene kleine Zwischenmahlzeit genossen werden.«

Artikel vom 02.12.2005