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Ermittlungen
bei Westfleisch

Elf Manager unter Verdacht

Von Ernst-Wilhelm Pape
Bielefeld/Münster (WB). Die Staatsanwaltschaft Bielefeld hat Ermittlungsverfahren gegen elf Manager der Firma Westfleisch eingeleitet.

Den Beschuldigten werde Steuerhinterziehung, Beschäftigung von Schwarzarbeitern und Verstoß gegen das Arbeitszeitgesetz vorgeworfen, sagte gestern ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Ermittelt werde unter anderem gegen einen geschäftsführenden und einen kaufmännischen Vorstand sowie einen weiteren Manager der Firmenzentrale in Münster. Auch die Leiter der Schlachthöfe in Coesfeld, Lübbecke und Paderborn sowie Verantwortliche der Westfalenland Fleischwaren GmbH in Münster gehörten zu den Beschuldigten.
Die Ermittlungen seien durch die anonyme Anzeige eines offenbar rumänischen Arbeiters ausgelöst worden, der sich über die Arbeitsbedingungen bei Westfleisch beklagt und Schwarzgeldzahlungen angegeben habe.
Nach einer Razzia am 24. August 2005 hatten 200 Fahnder der Staatsanwaltschaft Bielefeld, der Steuerfahndung und der Finanzkontrolle Schwarzarbeit des Zolls in Ostwestfalen-Lippe und dem Münsterland fünf Verantwortliche einer Arbeitervermittlungsfirma verhaftet. Ihnen werden Steuerhinterziehung, Betrug und die Bildung einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen. Der Schaden durch Steuerhinterziehung und Beitragsvorenthaltung wird vom Zoll auf fünf Millionen Euro geschätzt. Die Beschuldigten sollen bis zu 550 Arbeiter, vor allem Rumänen, an Schlachthöfe der Firma Westfleisch vermittelt haben. Für 100 bis 200 Arbeiter sollen Aufenthaltserlaubnisse erschlichen worden sein. 350 weitere Arbeiter wurden angeblich schwarz beschäftigt. Die kriminellen Machenschaften sind nach den bisherigen Ermittlungen über ein Geflecht von 20 Firmen verübt worden. Hauptbeschuldigte sind der türkische Arbeitervermittler Erol D. aus Lage und seine 37 Jahre alte dänische Lebensgefährtin Tina H. aus Lübbecke, die als Personalchefin fungierte. Die Hauptbeschuldigten haben bereits Geständnisse abgelegt und befinden sich gegen Auflagen auf freien Fuß. Erol D. musste eine Kaution von 50 000 Euro, Tina H. von 30 000 Euro zahlen.
Die Staatsanwaltschaft Bielefeld betonte, dass die Firma Westfleisch aktiv an der Aufklärung der Straftaten mitwirke, um in Zukunft kriminelle Machenschaften bei der Beschäftigung von Arbeitern auszuschließen.

Artikel vom 16.11.2005