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Meinungsfreiheit wird unterdrückt

28 Schriftsteller und Journalisten im ersten Halbjahr ermordet

Weil er den Völkermord an Armeniern anspricht, wird Orhan Pamuk angefeindet. Foto: dpa

Berlin (dpa). Auf die Situation verfolgter Autoren, Journalisten, Verleger und Buchhändler wird heute beim Writers-in-Prison-Tag (Autoren im Gefängnis) mit Solidaritätsveranstaltungen aufmerksam gemacht. Das internationale PEN-Zentrum hat sich im ersten Halbjahr 2005 für fast 700 bedrohte Schriftsteller und Journalisten in nahezu 100 Ländern einsetzen müssen.
Schwerpunkte sind Afrika, China, Kuba und die Türkei. Im Kongo wurde am 3. November vor den Augen seiner Kinder das Publizisten-Ehepaar Franck Ngyke Kangundu und Hélène Mpaka erschossen. »Nur weil sie gegen Gewalt und Ungerechtigkeit anschrieben, wurden allein in den ersten sechs Monaten dieses Jahres weltweit 28 Schriftsteller und Journalisten ermordet, mehr als 90 mit dem Tode oder auf andere Weise bedroht, 62 tätlich angegriffen, 202 verbüßen Gefängnisstrafen, 12 bleiben verschwunden«, heißt es im Writers-in-Prison-Bericht des PEN-Zentrums, der gestern in Berlin vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels vorgelegt wurde.
In der Hauptstadt lesen heute im Haus der Kulturen der Welt unter anderem Peter Schneider, Moritz Rinke und Eva Menasse. In Wien nimmt der türkische Autor und diesjährige Friedenspreisträger Orhan Pamuk an einer Lesung teil. In einer gemeinsamen Erklärung deutschsprachiger und europäischer Schriftsteller- und Übersetzerverbände wird die Türkei aufgefordert, alle Versuche zu unterlassen, Pamuk mit Haft zu bedrohen oder gar ins Gefängnis zu bringen. Ihm wird offiziell »Beleidigung des Türkentums« in der Armenierfrage vorgeworfen.
Der Vorsteher des Börsenvereins, Dieter Schormann, beklagte: »Gegen demokratische Grundwerte wie Meinungsvielfalt und Freiheit des Wortes wird weltweit immer wieder verstoßen.«

Artikel vom 15.11.2005