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Der Leineweber Markt ist in Gefahr

Kaufmannschaft kündigt Zuschuss auf - fatales Signal an die übrigen Sponsoren

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Zwei Tage, nachdem die komplett sanierte Altstadt feierlich eingeweiht wurde, teilte der Vorstand der Kaufmannschaft Altstadt der Bielefeld Marketing GmbH mit, dass man von 2006 an keinen Zuschuss mehr zum Leineweber Markt-Programm zahlen werde.

Die Kaufmannschaft Altstadt beteiligte sich mit 10 000 Euro am größten Stadtfest der Region. Vorstandsmitglied Olaf Klötzer erklärt den Rückzug mit den finanziellen Verpflichtungen, die die Kaufmannschaft bei Umbau und neuem Leitungsnetz für die Weihnachtsbeleuchtung eingegangen sei. Klötzer: »Das waren 100 000 Euro, die wir fremdfinanzieren mussten.« Frühestens in acht Jahren werde sich die Investitionssumme amortisiert haben. Zudem sei der Leineweber Markt bei den Kaufleuten der Altstadt »nicht unumstritten«. Er sei ein großes Volksfest für ganz Bielefeld. Klötzer: »Für die Altstadt wichtiger sind Veranstaltungen wie etwa der Laternenumzug oder 'Flirt mit dem Frühling'.«
Hans-Rudolf Holtkamp, Geschäftsführer der Bielefeld Marketing, sieht durch den Rückzug der Kaufmannschaft sogar die Existenz des Leineweber Marktes in Gefahr: »Denn für die anderen Sponsoren ist dieses Verhalten ein negatives Signal.« Die Bielefeld Marketing habe alljährlich für Gagen, Sicherheitsdienst, Reinigungskosten, städtische Sondernutzungsentgelte und Vermarktung 180 000 Euro für den Leineweber Markt aufzubringen. Holtkamp: »Warum sollen wir einen Leineweber Markt veranstalten, wenn die, für deren Standort damit geworben wird, ihn gar nicht wollen?« Es sei ein offenes Geheimnis, dass Verkaufs- und Fahrgeschäfte von manchem Einzelhändler eher als Belästigung denn als Bereicherung empfunden würden. Als Positivbeispiel nennt Holtkamp die Werbegemeinschaft »City rund um die Bahnhofstraße«: »Sie bezuschusst den Leineweber Markt mit, obwohl der nur in der Altstadt stattfindet.« In der City habe man aber erkannt, dass das Volksfest Werbung für den Einkaufsstandort Bielefeld sei, »auch, wenn an den Festtagen selbst nicht das Einkaufen im Mittelpunkt steht«.
Holtkamp betont, dass auch von anderen Veranstaltungen wie etwa dem Weinmarkt oder der Aktion »Ab in die Mitte« »vor allem die Altstädter profitieren« würden. Und er sagt: »Mitternachts-Shopping oder Sonntags-Shopping wären schließlich gar nicht erlaubt ohne Rahmenveranstaltung, die die Bielefeld Marketing organisiert und bezahlt.«

Artikel vom 15.11.2005