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»Abwarten? Wir müssen Druck machen«

Rau weiß, wie Arminia Bayern packt

Bielefeld (WB). Wird er rechtzeitig fit? Der FC Bayern-erprobte Tobias Rau möchte unbedingt am Samstag im Fußball-Bundesligaspiel gegen den Rekordmeister zum Arminia-Kader gehören. Kein Wunder, die Partie gegen München ist für Ex-Bayer Rau ein Stück Vergangenheitsbewältigung. Gestern absolvierte der 23-Jährige nach auskuriertem Bänderriss sein erstes Mannschaftstraining unter voller Belastung. Mit Rau sprach Sportredakteur Dirk Schuster.

Gegen Bayern will jeder dabei sein. Klappt's am Samstag mit Ihrem Comeback, Herr Rau?Tobias Rau: Es sieht ganz gut aus. Ich möchte mich in dieser Woche zurückkämpfen.

Erste Elf oder erste 18, wie lautet Ihr Ziel?Rau: Mal sehen, was möglich ist. Nach so einer langen Verletzungspause kann ich nicht davon ausgehen, dass ich spiele. Aber im Kader will ich unbedingt sein.

Sie sind ein leidgeprüfter Profi, haben einige schwere Verletzungen hinter sich. Haben Sie inzwischen Routine im Umgang mit Rückschlägen? Rau: Nein, Routine kann man das sicher nicht nennen. Ich war enttäuscht. Ich dachte, ich hätte das endlich hinter mir. Der Moment, in dem die Verletzung passierte, war bitter, aber auch unglücklich. Ich habe aufgehört, mir deswegen den Kopf zu zerbrechen.

Die Ärzte gingen von sechs Wochen Pause aus, jetzt sind viereinhalb Wochen herum. Hat die Aussicht auf das Spiel gegen Bayern den Heilungsprozess beschleunigt?Rau: Die Partie gegen Bayern war das Fernziel, das ich mir insgeheim gesteckt hatte. Ich bin glücklich, jetzt wieder am Ball sein zu können.

Schaffen Sie es, ohne Angst vor einem Rückfall zu trainieren?Rau: Speziell in der ersten Einheit erlegt man sich automatisch eine gewisse Schonhaltung auf. Kleine Restbedenken existieren immer. Aber beim zweiten Training sieht das schon anders aus.

Spüren Sie denn noch Schmerzen?Rau: Das Gelenk fühlt sich noch nicht wieder ganz so stabil an wie vor der Verletzung. Aber das ist normal.

Nach zwei Jahren bei den Bayern haben Sie sicher noch gute Kontakte zu einigen ehemaligen Mitspielern. Laufen Wetten?Rau: Nein, nein, keine Wetten. Kontakte gibt es, speziell zu den jüngeren Spielern. Zu Michael Rensing, mit Bastian Schweinsteiger habe ich vor kurzem noch gesprochen, mit Mehmet Scholl telefoniert.

Bastian Schweinsteiger spielt zurzeit auf Ihrer alten Position links in der Viererabwehrkette. War das ein Gesprächsthema?Rau: Nein. Es ist bei ihm ja erst seit dieser Saison so, dass er hinten spielt. Aber Bastian ist das egal, für ihn ist es auch das Wichtigste, dass er überhaupt spielt.

Wieso auch? Ist Ihnen denn nach der Pause die Position auf dem Platz nicht mehr wichtig?Rau: Ich habe schon vor der Verletzung gesagt: Entscheidend ist, dass ich spiele. Ob offensiv oder defensiv ist zweitrangig.

Ismael, Karimi, Lahm - ansonsten ist der Bayern-Kader der der Vorsaison. Sie kennen die Mannschaft also aus dem Eff-Eff. Verraten Sie uns: Wie sind die Bayern zu schlagen?Rau: Das Wichtigste ist, viel Druck zu machen. Es bringt nichts, abzuwarten. Wer sich nur auf die Abwehr verlässt, macht irgendwann den entscheidenden Fehler. Da kann man noch so gut spielen. Es muss gar kein großer Bock sein, es reicht eine kleine Unachtsamkeit. Die nutzt Bayern sofort aus.

Wie wichtig ist die Tagesform?Rau: Die spielt auch eine Rolle. Aber man kann sich auch auf Bayern einstellen. Unser Trainer bereitet uns auf jeden Gegner speziell vor, auch auf Bayern.

Werden Sie Thomas von Heesen in dieser Woche mit Insider-Informationen über Spieler X oder Y versorgen?Rau: Ich schätze, es ist nicht nötig. Aber wenn er etwas wissen will, bin ich natürlich gern bereit, ihm Infos zu geben.

Artikel vom 15.11.2005