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»Preiswelle bei Gas rollt an«

EWW will erst Transparenz schaffen

Von Edgar Fels
Paderborn/Hamburg (WB). Hat der Hamburger Energieversorger E.ON Hanse eine neue Preisrunde für Erdgas eingeläutet? Das Paderborner Schwesterunternehmen E.ON Westfalen-Weser (EWW) antwortete gestern ausweichend.

Mit einer neuen Welle »deftiger Preiserhöhungen zum Jahreswechsel« rechnet dagegen der in Bonn ansässige Bund für Energieverbraucher. Die Gasbezugspreise der meisten Gasverteiler würden zum Jahresanfang 2006 voraussichtlich kräftig steigen werden. Zudem übte die Verbraucherorganisation Kritik an der Preispolitik der Konzerne. Für den Endverbraucher seien die Gaspreise im Vergleich zum Anstieg der Importpreise seit November 2004 deutlich höher angehoben worden. Das hätten eigene Berechnungen ergeben. Der Unterschied belege, dass die Versorger keineswegs nur ihre gestiegenen Bezugskosten weitergegeben hätten.
E.ON Westfalen-Weser teilte gestern mit, keine Preisanpassung vorzunehmen, »bevor nicht alle unsere privaten Haushaltskunden Transparenz über unsere Gaspreise erlangen können«, sagte E.ON-Sprecher Meinolf Päsch. Wann das der Fall ist, könne er nicht sagen. »Wir wollen die Sache gründlich aufbereiten.« Daher sei »noch keine Entscheidung über Zeitpunkt und Umfang einer Preisanpassung gefallen«, sagte Päsch. Die Entwicklung des Marktes werde mit Sorge beobachtet.
Auf der Internetseite von EWW bemüht sich E.ON-Westfalen-Weser-Vorstandschef Hans-Peter Villis um Aufklärung. »Nicht nur für Sie, auch für uns hat sich die Erdgasrechnung erhöht«, schreibt er. »Anders als viele glauben, ist E.ON Westfalen Weser nämlich kein Erdgasproduzent. »Auch wir sind Kunden und kaufen unser Erdgas ein.« Hoffnung darauf, dass die Preise in absehbarer Zeit auch mal wieder fallen, kann Villis nicht machen. »Leider ist es angesichts der weltweit weiter steigenden Energienachfrage zu erwarten, dass die Energiepreise sich auf dem hohen Niveau festsetzen.«
Auch der zweite große Versorger in der Region, RWE in Dortmund, »beobachtet derzeit den Markt«, wie Sprecherin Sabine Schmelter erläutert. RWE habe den Preis für Erdgas zuletzt im Oktober um 8,7 Prozent erhöht. Ein Durchschnittshaushalt (20000 Kilowattstunden) zahle damit 6,70 Euro monatlich mehr. Weitere Preiserhöhungen könnten nicht ausgeschlossen werden.
E.ON Hanse will die Kalkulation für seine Gaspreise am kommenden Montag offen legen. Gegen den Hamburger Energiekonzern läuft mit Unterstützung der Hamburger Verbraucherzentrale eine Sammelklage, mit der 54 Kunden die Rechtmäßigkeit mehrerer Preiserhöhungen um insgesamt 25 Prozent in Zweifel ziehen.

Artikel vom 15.11.2005