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Stadion-Streit: Verein greift
die Stadt an

Paderborn: PSG droht Insolvenz

Von Matthias Reichstein
Paderborn (WB). Gestern Morgen wurden die Arbeiten an der Paderborner paragon arena eingestellt, am Mittag gewann der Stadion-Streit an Schärfe. Zweitligist SC Paderborn 07 lässt derzeit Schadenersatzansprüche prüfen. Die können sich nach Einschätzung von Fachleuten nur gegen die Stadt richten.

Auf die Paderborner Stadiongesellschaft (PSG) kommen dagegen Millionenforderungen zu. Ihr droht die Insolvenz. Der Generalunternehmer, die Paderborner Bremer AG, wird der PSG noch in dieser Woche eine Rechnung in Höhe von 2,3 Millionen Euro, zahlbar bis zum 2. Dezember, schicken. Das kündigte Vorstand Josef Ellebracht an. Eine Summe, die die PSG nur aufbringen kann, wenn die Stadt einen Teil des zugesagten Finanzierungszuschusses in Höhe von 3,4 Millionen Euro überweist. Das lehnt Bürgermeister Heinz Paus ab. Zurzeit gäbe es keine rechtskräftige Baugenehmigung. Außerdem würde die komplette Finanzierung fehlen.
Eine ganz andere Sichtweise hat SCP-Präsident Wilfried Finke. Der nimmt jetzt mehr denn je die Verwaltung in die Pflicht: »Stadt und Stadiongesellschaft sind Partner. Wenn jetzt die gemeinsame Geschäftsgrundlage entfallen ist, dann durch das alleinige Verschulden der Stadt. Man muss sich ohnehin fragen, was die Baugenehmigung einer deutschen Behörde überhaupt noch Wert ist.« Ellebracht selbst sieht noch eine zweite Möglichkeit, die drohende Insolvenz der Stadiongesellschaft abzuwenden: Die Stadt soll die Zahlungsverpflichtung der PSG mit einer Bürgschaft absichern.
Das drohende finanzielle Desaster ist das eine noch ungelöste Problem, das zweite ist die fehlende Baugenehmigung für das einmal 15 000 Zuschauer fassende und insgesamt zwölf Millionen Euro teure Stadion. Die Lösung des Problems zeigte der OVG- Beschluss mit der Forderung nach einem Nachweis von 4 000 Stellplätzen und einem schlüssigen Verkehrskonzept für die Paderborner Straße zwar auf, die Ratlosigkeit beim Verein und der Stadiongesellschaft ist dennoch groß. Muss ein völlig neuer Bebauungsplan aufgestellt werden, muss ein neuer Bauantrag gestellt oder nur ergänzt werden? »Ich weiß es nicht«, gibt Finke zu, bleibt aber weiter optimistisch: »Wir werden noch in dieser Saison im neuen Stadion spielen.«
Das wird auch die Deutsche Fußball Liga (DFL) hoffen. Die Ausnahmegenehmigung für das nicht zweitligataugliche Hermann-Löns-Stadion galt nur für die Hinrunde und muss nun verlängert werden. Deshalb wird die Vereinsspitze Ende nächster Woche in die DFL-Zentrale nach Frankfurt/Main reisen. Vorab wurde aber DFL-Geschäftsführer Holger Hieronymus über die prekäre Lage informiert.
Auch die Zweitliga-Lizenz für die laufende Saison könnte noch in Gefahr geraten. Denn die für die Rückrunde kalkulierten Mehreinnahmen in der paragon arena (höhere Kapazität, mehr Sitzplätze, größere Werbeflächen) brechen für die laufende Saison nahezu komplett weg.
Erste Lösungen erhofft sich der Verein vom Spitzengespräch am kommenden Montag. Im Rathaus treffen sich Vertreter der Stadt, des Zweitligisten und der Stadiongesellschaft, um das weitere Vorgehen zu beraten. Ob dabei etwas herauskommt? Josef Ellebracht bleibt skeptisch. Der erfahrene Unternehmer hat ähnliche Probleme erst einmal gehabt: »Das gab's, wenn auch nur kurz, beim Bau der Libori-Galerie.« Die steht übrigens auch in Paderborn.

Artikel vom 18.11.2005