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Spitzenleistung mit
Kamm, Fön und Schere

Robert Mrosek auf Platz fünf bei Hair-Festival in Riga

Von Peter Monke
Senne (WB). »Mein Ziel ist es, einmal Weltmeister zu werden«, sagt Robert Mrosek. Ziemlich mutige Worte für einen 21-Jährigen, aber der junge Friseur vom Salon Mrosek Hairdesign hat allen Grund, optimistisch in die Zukunft zu schauen. Schließlich ist er einer der jüngsten Vize-Europameister im Preisfrisieren aller Zeiten.

Sein letzter großer Erfolg liegt gerade erst eine Woche zurück. Beim internationalen Hair-Festvial in Riga, gleichzeitig Qualifikationsturnier für die Weltmeisterschaft im kommenden Jahr in Moskau, landete Mrosek als bester Deutscher auf dem fünften Platz. »Für das Treppchen fehlten nur ein paar Pünktchen«, erzählt der gebürtige Gütersloher.
Zu den Elite-Friseuren des Landes gehört er schon länger. Seit 2004 ist er Mitglied der deutschen Friseur-Nationalmannschaft, die insgesamt aus fünf Personen besteht. An Turnieren nehmen jedoch immer nur drei von ihnen teil. Mrosek gehört auf alle Fälle dazu. Zum Beweis holt er sein National-Trikot aus dem Schrank. Strahlend weiß ist es - Adler, Nationalflagge und Mroseks Name zieren die Brustpartie. »Es ist schon toll, dieses Hemd auf Turnieren zu tragen«, sagt der junge Mann und lehnt sich zufrieden in seinem Stuhl zurück.
Ein Wettbewerb besteht im Herrenfach aus zwei Disziplinen: Bei der »Langhaarmode« gilt es, in zehn Minuten und nur mit dem Fön bewaffnet eine trendige Frisur zu zaubern. Anschließend muss jeder Wettbewerber beim »Shortcut« in 20 Minuten einen progressiven Kurzhaarschnitt präsentieren. »Da muss jeder Handgriff sitzen, sonst hat man keine Chance«, erläutert Mrosek.
Neben der Frisur bewerten die Juroren auch Kleidung und Make-up der Models. Das komplette Erscheinungsbild muss stimmen. Gefragt sind markante Gesichtszüge. Mrosek weiß: »Ein Model muss mindestens 1,86 Meter groß sein. Außerdem sollte er einen gepflegten Bart und schöne Haare ohne Naturwelle haben, denn die ist für die aktuelle Haarmode nicht geeignet.« Derzeit sei die Branche in puncto Frisuren-Trends im Umbruch: »Wir wollen weg von den extrem gegelten, sehr strähnigen und spitz frisierten Frisuren«, sagt Mrosek. Die neue Haarmode soll alltagstauglich und auch für Ottonormalverbraucher wieder tragbar sein.
Auf der Suche nach dem ultimativen Schnitt experimentiert Mrosek mit seinen Nationalmannschaftskollegen an jedem zweiten Wochenende mit vier bis fünf Models. »Hier 'ne Kante, da 'ne Kante, langer Pony, kurzer Pony«, nichts bleibt unversucht. Dass dabei auch mal etwas daneben geht, gehört für Mrosek zum »Berufsrisiko der Models«. Das Ziel sei erreicht, wenn man eine Schnittkante entwickeln würde, die so gut sei, dass sie bei Turnieren von anderen Wettbewerbern übernommen werde.
»Unsere Chancen auf den WM-Titel im nächsten Jahr stehen so gut wie nie«, sagt Mrosek. In Moskau will er vollenden, was für ihn im ersten Lehrjahr, im Alter von gerade einmal 16 Jahren, mit dem Gewinn der »goldenen Schere« begann. Dafür opfert er nahezu seine komplette Freizeit, verzichtet auch auf eine feste Freundin. Alles wird dem großen Traum untergeordnet. Erst wenn sich dieser erfüllt hat, will Mrosek beim Preisfrisieren kürzer treten, um dann am Wochenende endlich wieder öfter mit »meinen Jungs auf die Piste« gehen zu können.

Artikel vom 15.11.2005