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»Fit & Fun« in den Ruin getrieben?

Unternehmer verklagt Volksbank

Von Hubertus Hartmann
Bad Wünnenberg (WB). Norbert Prüß hatte eine Vision und Mut. Vor drei Jahren eröffnete er in Bad Wünnenberg-Haaren die »Fit & Fun Multiarena«. Heute steht der 39-Jährige vor den Scherben des Millionenprojekts und behauptet: »Die Banken haben mich in den Ruin getrieben und 30 Arbeitsplätze vernichtet«.

Um die Sport- und Wellnessarena auf einem 16 000 Quadratmeter großen Grundstück direkt an der Autobahnabfahrt überhaupt realisieren zu können, brauchte Norbert Prüß Geld. Die Banken gaben es ihm (zunächst) bereitwillig: eine Million die inzwischen mit der Sparkasse Paderborn fusionierte Sparkasse Marsberg, 1,6 Millionen die Volksbank Marsberg.
Doch die Multiarena lief längst nicht so gut, wie alle Beteiligten das gehofft hatten. Mitte dieses Jahres drehten die Kreditinstitute den Geldhahn zu. »Die Gesamtverbindlichkeiten dürften sich auf rund drei Millionen Euro belaufen«, schätzt der gescheiterte Unternehmer. Die Volksbank stellte Insolvenzantrag und leitete die Zwangsversteigerung ein. In einer Klage gegen Prüß verlangt die Genossenschaftsbank zudem die Herausgabe mehrerer als Sicherheit übereigneter Fahrzeuge.
Prüß konterte nun in Form einer Anzeige bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht sowie einer Widerklage. In einem ersten Schritt fordert er rund 66 000 Euro. »Wir behalten uns weitere Schritte vor und berechnen momentan den eingetretenen Gesamtschaden«, erläutert sein auf Bankenrecht spezialisierter Anwalt Michael Dietrich aus Bedburg. »Zwei Millionen Euro sind das bestimmt.«
Die Kreditverhältnisse mit der Volksbank Marsberg seien nur bei der Kontoeröffnung geregelt gewesen. »Anschließend war die Geschäftsbeziehung desolat«, behauptet der Rechtsanwalt, »zu keinem Zeitpunkt wurde ein genehmigtes Darlehn zeitnah ausgezahlt«. Zusagen seien nicht eingehalten worden, Prüß habe mehrfach um Ausführung dringender Überweisungen betteln müssen. Zuletzt habe die Bank faktisch das Geschäft geführt und dann »durch eine vertrags- und absprachewidrige Kontensperre den Zusammenbruch des Unternehmens verursacht«. Dietrich spricht von »Knebelung und Kontrolle« sowie einer »Verletzung der vertraglichen Treuepflichten«. Zehn Tage vor dem endgültigen Aus habe sich die Volksbank von Prüß' Ehefrau sogar noch deren Anteile am gemeinsamen Wohnhaus als Bürgschaft übereignen lassen - ein Vorgang, den der Anwalt als »sittenwidrig« bezeichnet.
Vorwürfe, die Karl-Heinz Stuhldreier, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Marsberg, entschieden zurück weist. Man habe alle Zusagen erfüllt. Vielmehr habe Prüß seinerseits Versprechungen nicht eingehalten und seit einem Dreivierteljahr keine Zahlungen mehr geleistet.
»Angesichts der Höhe der gewährten Kredite ist nicht nachzuvollziehen, warum die Forderung nach Sicherheiten sittenwidrig sein sollte«, heißt es in einer Klageerwiderung der Bank. Prüß und seine Berater seien nicht in der Lage gewesen, den benötigten Finanzierungsbedarf zutreffend zu planen. Investitionen seien nicht abgesprochen, prognostizierte Umsätze nicht erreicht worden.

Artikel vom 19.11.2005