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»Theesen hat's vorgelebt«

Dornberger Seite räumt nach 1:4-Derbypleite Fehler ein

Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). »Ich bin ein fairer Verlierer«, glaubt Hans-Werner Freese. Folglich erkannte der Sportdirektor des TuS Dornberg die überraschend deutliche 1:4-Schmach im Landesliga-derby auch neidlos an und sagte »jedem, der es hören wollte, dass Theesen auf fast allen Positionen besser besetzt und uns in allen Belangen überlegen war. Theesen hat's uns vorgelebt, wie's geht. Mit dem 1:4 waren wir noch gut bedient«. Freeses Resümee nach Dornbergs dritter Saisonpleite: »In diesem Jahr sind wir keine Mannschaft für ganz oben«.

Stellvertretend für die frühere Dornberger »Kolonie« an der Gaudigstraße wie Thies Kambach, Damian Solorz, Eduard Hertel oder Torwarttrainer Tim Oeltjenbruns empfand VfL-Coach Andreas Brandwein diesen Dreier schlichtweg als »Genugtuung«. Es sei immer »etwas Besonderes, gegen die alten Kumpels zu spielen«. Zum anderen würden die Vereine ja auch »einige Euro trennen«.
Thies Kambach, der Schütze des 4:0, zeigte sich »extrem verwundert, wie wenig Gegenwehr von Dornberg kam. Bei denen war keine Motivation, kein Kribbeln zu spüren. Die waren tot. Bei uns, da war jeder grelle. Selbst unsere Bankspieler haben einen motivierteren Eindruck gemacht als Dornbergs Spieler«. Andreas Brandwein (»Ich hatte von Dornberg mehr Feuer erwartet«) betonte, dass sein Team bestens auf die Spielweise des Gegners eingestellt war. »Jeder Einzelne wusste, was er zu tun hatte. Ich bin mir nicht sicher, ob das auf der Gegenseite auch so war«.
Angesichts der sichtbaren Defizite im Spiel des Tabellenzweiten, ob im Defensivverhalten oder in der Zweikampfstärke, räumte Kollege Jürgen Prüfer Irrtümer in seinem Ressort ein: »Da habe ich wohl die falschen Leute aufgestellt. Meine Mannschaft wollte mit möglichst wenig Aufwand Fußball spielen, den einfachen Weg suchen. Dafür sind wir zurecht bestraft worden«.
Diesem »falschen Ansatz« werde sich Jürgen Prüfer weiter entgegenstemmen, fortan mit noch mehr Konsequenz. »Die Bereitschaft, sich zu wehren, lässt Woche für Woche nach. Man muss auch mal kämpfen«, fordert er. 13 Spiele, schon drei Niederlagen - »zu viel, wenn man Ansprüche hat, wie wir sie stellen«, urteilt Dornbergs Trainer und weiß um den Mentalitätsunterschied, wenn es gegen »willige« Mannschaften geht. »Die haben uns in Sachen Laufbereitschaft einiges voraus und beherrschen uns mit ihren Mitteln«.
Diese schräge Tradition kennt auch TuS Dornberg: Wie jedesmal vor dem Anpfiff heizten sich die Theesener am Sonntag in der Kabine musikalisch ein. Damian Solorz und Thies Kambach haben eigens für diesen Zweck eine CD mit 14 Liedern gefertigt. Seit vier Wochen dröhnt »Song Two« von Blur aus dem Ghettoblaster. »Seither haben wir noch nicht verloren«, schmunzelt Kambach.
Die neuerliche Lektion bleibt am Dornberger Mühlenbrink nicht danz folgenlos. »Wir werden bis zum Winter einige Korrekturen vorantreiben«, kündigt Prüfer Veränderungen an. Neben den bekannten Zugängen steht inzwischen fest, dass Franziskus Gehle und Dennis Dinkelborg den TuS Dornberg in der Winterpause verlassen werden. »An ihnen müssen wir die hundsmiserable Leistung aber nicht festmachen«, erklärt Hans-Werner Freese. Vielmehr müsse sich der ein oder andere Leistungsträger fragen, »ob er für den Verein mit Herzblut Fußball spielt«. Nachdenklich räumt Freese »große Fehler in der Zusammenstellung der Mannschaft« ein.

Artikel vom 15.11.2005