13.01.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Einschlafrituale helfen

Jedes fünfte Kleinkind schläft schlecht

Hamburg (WB). Ein aufregender Tag im Kindergarten, Streit mit der besten Freundin oder Vorfreude auf die Geburtstagsfeier am nächsten Tag - vieles spukt Kindern abends im Kopf herum, wenn eigentlich Schlafenszeit ist. So fällt ihnen das Einschlafen nicht immer leicht. Jedes fünfte Vorschulkind in Deutschland leidet unter Schlafproblemen, liegt lange wach bevor es einschlafen kann oder wacht nachts immer wieder auf.

Experten raten, Kinder mit einem Einschlafritual wie einer Gute-Nacht-Geschichte ins Bett zu bringen, abends noch einmal gemeinsam über den vergangenen Tag zu sprechen und klare Schlafenszeiten festzulegen.
Unter Einschlafproblemen leiden Kinder verstärkt im dritten bis vierten Lebensjahr. In diesem Alter werden sie sich ihrer eigenständigen Persönlichkeit immer mehr bewusst, und die abendliche Trennung von den Eltern löst häufig Angst aus. »Hier kann es helfen, im Flur das Licht brennen und die Kinderzimmertür angelehnt zu lassen«, so Psychologe York Scheller. »Auch ein Kuscheltier im Arm, die Lieblingsbettwäsche und leises Reden der Eltern aus dem Nebenzimmer vermitteln Vertrautheit«.
Gute-Nacht-Rituale und klare Schlafenszeiten geben Kindern Sicherheit und helfen ihnen, abends zur Ruhe zu kommen. Dazu gehört schon, mit der ganzen Familie gemeinsam zu essen -Ê am besten immer etwa zur gleichen Zeit. Auch die allabendlich folgende Routine von Umziehen, Waschen und Zähneputzen sollte ihre feste Reihenfolge haben.
»Damit Kinder zur Nacht den Kopf frei haben, hilft es ihnen, abends noch einmal gemeinsam über den vergangenen Tag zu sprechen«, sagt Scheller. Um den Tag ausklingen zu lassen, können Eltern und Kinder zusammen ein Bilderbuch anschauen, Mama kann ein Gute-Nacht-Lied singen oder Papa eine Geschichte erzählen. Geeignet ist alles, was ruhig ist und dem Sprössling genauso viel Spaß macht wie seinen Eltern.
Vor allem im Alter zwischen drei und fünf Jahren werden viele Jungen und Mädchen nachts von Albträumen geweckt. Auch wenn ein Kind sich überfordert fühlt oder unter Konflikten leidet, können angsteinflößende Träume die Folge sein. Denn im Traum verarbeiten sie, was sie tagsüber erleben. Schon Alltagssituationen wie ein wütend kläffender Hund oder ein Streit mit dem großem Bruder können Kinder verunsichern. Nachts jagen dann Hexen, Ungeheuer oder gefährliche Tiere die Kleinen, und sie schrecken schreiend aus dem Schlaf. Erst gegen Ende der Kindergartenzeit lernen Kinder, dass Träume nicht real sind. »Am besten hilft den Kleinen, wenn ihre Eltern sie nachts beruhigen. Am nächsten Morgen sollten sie dann noch einmal mit ihrem Sprössling über den Traum sprechen und ihm helfen, das Geträumte in den Alltag einzuordnen«, rät York Scheller.

Artikel vom 13.01.2006