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»Überweisung«
zum Pfarrer

Neue Hilfe für Patienten geplant

Von Ernst-Wilhelm Pape
Bielefeld (WB). Pastor statt Pille: Die Evangelische Kirche von Westfalen strebt eine Zusammenarbeit mit Hausärzten an. In den Praxen sollen Patienten nicht nur medizinische Hilfe erhalten, sondern auch - als eine Art Überweisung - auf das seelsorgerische Angebot der Kirchen hingewiesen werden.

Eine Kontaktaufnahme der Kirchengemeinden zu den praktischen Ärzten könne zu einer neuen und beispielhaften Form von Mitgliederorientierung führen, sagte der Sprecher der Landeskirche, Andreas Duderstedt, dieser Zeitung. Informationen über die Kirchengemeinde und ihre Möglichkeiten, etwa durch die Auslage des aktuellen Gemeindebriefes im Wartezimmer, könnten direkte ärztliche Hinweise auf Seelsorgeangebote flankieren. Die Evangelische Kirche von Westfalen ist mit 2,65 Millionen Mitgliedern nach Hannover, Rheinland und Bayern die viertgrößte Landeskirche in Deutschland.
Der Vorsitzende des Landesverbandes Westfalen-Lippe des Hartmannbundes (Verband der Ärzte Deutschlands), Dr. med. Klaus Reinhardt (45) aus Bielefeld-Quelle, spricht von einer guten Idee, die nicht nur auf die evangelische Kirche beschränkt werden dürfe. Die niedergelassenen Ärzte seien offen für ein Gesprächsangebot der Kirchen. Reinhardt: »Hier werden bei uns offenen Türen eingerannt, wenn es zum Beispiel um das Auslegen von Handzetteln geht, auf dem Telefonnummer und Adresse des Pfarrers oder der Pfarrerin stehen.« Der Gedankenaustausch zwischen den Hausärzten und den Kirchen sollte zu einer festen Einrichtung in der Gemeinden werden. In vielen Fällen könne für Patienten auch die Hilfe eines Seelsorgers wichtig sein, sagte Reinhardt, der am 26. November zum Vizepräsidenten der Ärztekammer Westfalen-Lippe gewählt werden soll.
Die Kontaktaufnahme zu den praktischen Ärzten sei eine Anregung der Evangelischen Kirche von Westfalen für das Zugehen auf Menschen an ihrem jeweiligen gesellschaftlichen Ort, sagte Duderstedt. Die aktuelle Arbeitshilfe »Mitgliederorientierung als Leitbegriff kirchlichen Handelns« gebe eine Reihe von Praxisanregungen. Die Präsenz von Kirchengemeinden im öffentlichen Leben, zum Beispiel mit Info-Ständen auf Festen und Messen, werde hier ebenso genannt wie die Nutzung von ungewöhnlichen Orten als Orte der Begegnung, wie Kirche und Kino sowie Kirche und Sport.
Empfohlen werde in der Arbeitshilfe auch die verstärkte Aufmerksamkeit auf seelsorgerische Begleitung und Beratung: Ehe- und Lebensberatung, Eheseminare Seminare zur Kindererziehung, Hilfen zur Trauerbewältigung, Hilfen bei sexueller Gewalt und Belästigung sowie Krisenbewältigung zum Beispiel bei Arbeitslosigkeit und Krankheit. Somit liege eine Verbindung zu den niedergelassenen Ärzten nahe, sagte Duderstedt.
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Artikel vom 14.11.2005