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Auch der letzte Stein ist jetzt gesetzt

Altstadtsanierung abgeschlossen - David: Politik soll sich mit Neumarkt-Plänen Zeit lassen

Von Michael Schläger
Bielefeld (WB). Um 13.16 Uhr am Samstag war es passiert. Oberbürgermeister Eberhard David und Christiane Stute, Vorsitzende der Kaufmannschaft Altstadt, hatten die letzten vier der 530 000 Steine, die innerhalb der vergangenen acht Monate in der Bielefelder Altstadt verlegt worden waren, gesetzt. Ein symbolischer Akt und gelungener Schlusspunkt einer ereignisreichen Sanierungsgeschichte.

Vergessen waren die hitzigen Debatten um die Auswahl der richtigen Steine. Der grau, gelb und rot schimmernde Granit aus China hat letztlich alle überzeugt. Und so waren sie auch alle gekommen, um das offizielle Ende der monatelangen Arbeit mitzuerleben, die Vertreter aus Politik und Verwaltung, aus Kaufmannschaft Altstadt und Einzelhandelsverband, die Planer und die Bauarbeiter, die schließlich die Hauptlast des Projektes zu tragen hatten.
Ihnen dankte Christiane Stute denn auch ganz besonders: »Beeindruckend war die Muskelkraft, die jeder einzelne von Ihnen mitbrachte, um mit den bis zu 30 Kilogramm schweren Steinen zu hantieren.« Sie fügte an: »Für den Staub, der in allen Ritzen hing, dafür konnten Sie nichts.« Stute erinnerte auch an den verstorbenen Fritz Oberwelland, lange Zeit Vorsitzender der Kaufmannschaft und Vorkämpfer für die Sanierung der Altstadt-Fußgängerzonen: »Wir bedauern, dass er diesen Tag nun nicht mehr miterleben kann.«
Eine Fläche von 15 200 Quadratmetern wurde neu gestaltet, 3,8 Millionen Euro investiert, die von Stadt, Land und Anliegern getragen werden. »Die Altstadt ist wieder ein gutes Pflaster«, lobte Oberbürgermeister David das Ergebnis der Bauarbeiten. Er sprach von einem gelungenen Gesamtensemble, zu dem auch der neue Brunnen und das Stadtmodell auf dem Alten Markt gehörten.
David ging aber auch auf die jüngste Debatte über ein neues Einkaufszentrum auf dem Neumarkt-Gelände ein. »Ich habe die Hoffnung, dass sich Politik und Verwaltung damit Zeit lassen.« Stadtreparatur in diesem Viertel könne auch dann noch betrieben werden, wenn die neu gestaltete Altstadt von den Kunden noch besser angenommen worden sei.
Eine klare Absage an die Neumarkt-Pläne erteilte Christiane Stute: »Wenn dort solch ein neues Einkaufszentrum entsteht, hätten wir in der Altstadt auch Rasen säen können statt Granitsteine zu verlegen. Das wäre deutlich billiger gewesen.«
Aber jetzt ist das Werk erst einmal vollbracht. Die erste große Bewährungsprobe steht mit dem Weihnachtsmarkt, der am 22. November eröffnet wird, bevor. Christiane Stute lud bereits für den 8. April zu einem Frühlingsfest in die Altstadt ein. Bis dahin werden auch die allerletzten noch ausstehenden Schönheitsreparaturen abgeschlossen sein.

Artikel vom 14.11.2005