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Der dreifache Aufsteiger

SC Paderborn: Markus Bollmann war schon in der Oberliga dabei

Von Matthias Reichstein
Paderborn (WB). Ein Satz wird von den Profis immer gerne benutzt: »Fußball ist ein schnelllebiges Geschäft.« Die Antwort passt immer, egal ob man gerade in einem persönlichen Tief steckt oder ein kollektives Hoch durchlebt. Wie bei Markus Bollmann und dem SC Paderborn 07. Seit Monaten geht's nur in eine Richtung: nach oben.

Einen Unterschied macht die Ligazugehörigkeit nicht. Im Jahr 2006 absolvierten die SCPer 30 Pflichtspiele, verloren nur neun und schossen dabei 51 Tore. Eine Bilanz, die für sich spricht und belegt, welchen Weg der nur 500 Mitglieder zählende kleine Klub aus Ostwestfalen-Lippe hinter sich gebracht hat.
Einer der Aufsteiger heißt Markus Bollmann. Und das, passend zur Rückennummer, gleich in dreifacher Hinsicht. »Bolle« ist zurzeit der einzige im Team, der schon 2001 mithalf, den Klub aus den Niederungen der Oberliga zurück zu holen. Beim glanzvollen 4:0-Erfolg am Freitagabend gegen die SF Siegen war er einer von nur noch fünf »Überlebenden«, die erst im Juni den Aufstieg perfekt gemacht hatten und mit 13 Einsätzen in den bisherigen 13 Spielen macht auch Trainer Jos Luhukay deutlich, was er von dem Ex-Beckumer hält. Der Innenverteidiger hält aber lieber den Ball flach: »Ich habe doch hinten fast gar nichts mehr zu tun. Was unsere Spitzen und das Mittelfeld schon abräumen, ist das eigentlich sensationelle.«
Dass Bollmann von einem talentierten Fußballer längst zu einem Leistungsträger gereift ist, unterstreicht auch noch eine andere Szene. Als René Müller nach einer Stunde das Feld verließ, übernahm Bollmann die Binde. »Das ist für mich eine Ehre, auch wenn die Mannschaft eigentlich gar keinen Kapitän braucht«, sagt Bollmann und hat damit die Philosophie des Trainers übernommen: »Ohne ein funktionierendes Kollektiv ist der Einzelne nichts.«
Deshalb tut sich Jos Luhukay auch immer schwer, einen Spieler besonders hervor zu heben. »Meine Jungs waren heute alle Klasse«, schwärmt der 42-Jährige, bekommt aber dann doch leuchtende Augen, wenn er über Bollmanns Tor zum 3:0 (41.) spricht: »Das war ein Volltreffer, ein Tor des Monats.« Aber ein eher unfreiwilliges. »Das war eine super Flanke von Stephan Maaß. Der Ball ist mir auf den Schlappen gefallen, ich habe den dann nur reingehauen«, schildert der eher kopfballstarke Defensive die Szene. Bollmanns »Ballermann« war ein Volleyschuss, unhaltbar, unglaublich schön.
Der Aufstieg des SC Paderborn, er ist verbunden mit dem Namen Markus Bollmann. Auch wenn der vor 18 Monaten Paderborn noch verlassen und bei den Amateuren des VfL Wolfsburg einen Neuanfang wagen wollte. Es kam anders, und das war auch gut so. Die Wölfe stiegen längst wieder aus der Regionalliga ab, der SCP bekanntlich auf. Fußball ist eben ein schnelllebiges Geschäft.
So stand Markus Bollmann bereits vor Monaten auf dem Notizblock von Borussia Dortmund und wird zurzeit intensiv vom ostwestfälischen Nachbarn aus Bielefeld unter die Lupe genommen. »Im Moment spreche ich nur mit dem SC Paderborn, hier fühle ich mich wohl«, sagt er selbst. Einen neuen Vertrag hat der Mann mit der Drei auf dem Rücken aber noch nicht unterschrieben. »Manchmal kann auch so etwas mal ganz fix gehen«, sagt Bollmann. Eben. Fußball ist ein schnelllebiges Geschäft.

Artikel vom 21.11.2005