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Neue Idee: Blue Spot-Terminal mit Internet, Telefon und Webcam.

Ein Schwabe aus Berlin
hat Ideen für Bielefeld

Hans Wall und der harte Konkurrenzkampf um die »Stadtmöbel«

Von Michael Schläger
Bielefeld (WB). Mit dem Aufstellen von rollierenden Werbetafeln, den so genannten Mega Lights, mit Toiletten- und Buswartehäuschen lassen sich Millionen verdienen. Die Stadt Bielefeld will 2006 eine Gesamtausschreibung für Plakatflächen und Stadtmöblierung starten. Das Ringen der Großanbieter um den Standort hat bereits begonnen. Einer, der auf Bielefeld setzt, ist Hans Wall (63).

Er ist Schwabe. Das hört man sofort. Aber auch Berliner. »Das ist jetzt meine Heimat«, sagt Hans Wall. An der Friedrichstraße zwischen dem gleichnamigen Bahnhof und dem Boulevard Unter den Linden hat der umtriebige Unternehmer seine Firmenzentrale eingerichtet. Von dort aus reist er in alle Welt und verkauft Stadtmöbel. Das sind Ruhebänke, Wartehäuschen, Kioske, Informationstafeln und öffentliche Toiletten.
Eines seiner wichtigsten Verkaufsargumente sind Modelle. Die hat er in einem weich ausgeschlagenen Köfferchen dabei. Er hält es hoch und sagt: »Mit dem war ich auch schon beim New Yorker Bürgermeister Bloomberg.« Zwar ist es ihm noch nicht gelungen, Manhattan mit seinen Stadtmöbeln auszustatten. Aber im altehrwürdigen Boston, ein paar hundert Meilen nördlich, da war er erfolgreich. »Wir waren das erste Werbeunternehmen aus Deutschland, das so etwas geschafft hat.« Aber auch in St.Petersburg, Istanbul oder Moskau gibt es Werbetafeln »made in Brandenburg«.
Dort, vor den Toren Berlins, ist das Werk, in dem die Stadtmöbel gefertigt werden. »Wir sichern Arbeitsplätze in den neuen Bundesländern«, sagt Wall, der in den 70er Jahren seinen ersten kleinen Betrieb in Baden-Württemberg aufbaute und 1984 nach Berlin wechselte. Heute zählt die Wall AG mehr als 500 Mitarbeiter.
Geht es nach dem ehrgeizigen Schwaben, dann sollen bald auch in Bielefeld weitere hinzu kommen. »Wir wollen versuchen, von hier aus Westfalen zu erschließen«, sagt Wall. 20 Stellen könne er schaffen, wirbt er für sich, obwohl es bis zur städtischen Ausschreibung noch eine Weile hin ist. Und er wirbt mit seinen Produkten. Die City-Toilette »2=1« zum Beispiel. Sie sei sauber, sicher, ästhetisch und rollstuhlfahrergerecht, schwärmt der Firmenchef. Selbstverständlich rund um die Uhr nutzbar. Eine bewegliche Trennwand ermöglicht es, aus der Doppeltoilette einen größeren Raum zu machen, der dann auch von Rollstuhlfahrern problemlos genutzt werden kann. Der Säuberung erfolgt jeweils automatisch.
Wer nach der Schilderung noch Zweifel hat, den überzeugt Wall mit einem großen Funktionsmodell, bei dem sich wie von Geisterhand gesteuert Türen öffnen und Wände eingezogen werden. »Auch wenn die Toiletten automatisch gesäubert werden: Die eigenen Mitarbeiter schauen ständig nach dem Rechten«, garantiert Wall.
Seine Geschäftsidee ist einfach. Er bietet die hochwertige Stadtmöblierung seinen Partner meist kostenlos an. Dafür darf er die Werbeflächen vermarkten. Damit lässt sich schon der ein oder andere Euro verdienen.
Das weiß auch die Konkurrenz. Bisher ist die Firma Ströer Vertragspartner der Stadt, betreibt hier unter anderen zwei City-Toiletten am Jahn- und am Klosterplatz und durfte bereits mehrere Mega-Lights an wichtigen Hauptstraßen montieren. Sie ist bundesweit Marktführer und bereits mit einer Niederlassung in Bielefeld vertreten. Die Degesta, ein weiterer Anbieter, ist mit den Verkehrsbetrieben moBiel im Geschäft.
Aber auch moBiel hätte Wall einiges zu bieten. Haltestellen mit Internet-Terminal zum Beispiel. Oder den »Blue Spot«. Wer auf Bus oder Stadtbahn wartet, kann sich mit Hilfe seines Laptops drahtlos ins weltweite Datennetz ein klicken. Wall wird bald bei moBiel anklopfen. Bei der Stadt hatte er bereits einen Termin. Bestimmt hatte er wieder sein Köfferchen dabei.

Artikel vom 17.11.2005