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»Erinnerung daran, den Frieden zu leben«

Volkstrauertag: Gedenken in allen Ortsteilen


Versmold (igs). »Es gibt keinen guten Krieg, es gibt keinen gerechten Krieg. Jede Form von Gewalt bleibt immer ungerecht. Daran will uns der Volkstrauertag erinnern«, sagte Pfarrer Christoph Grün in seiner Ansprache zum Volkstrauertag. So wie am Mahnmal in der Gartenstraße gedachten gestern in allen Ortsteilen viele Versmolder die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft.
Warum erinnert man an die Toten der Kriege? Diese Frage stelle sich 60 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs gelegentlich, begrüßte Bürgermeister Thorsten Klute die zahlreichen Besucher der von MGV Versmold und dem Musikzug Oesterweg der Freiwilligen Feuerwehr gestalteten Feierstunde, zu der in diesem Jahr die Sportvereinigung Versmold eingeladen hatte. In einer Aussage des ehemaligen Bundespräsidenten Johannes Rau habe er die Antwort gefunden, erklärte Klute: »Wenn die Zeitzeugen gestorben sind, muss das Wissen sicher in die Hände der Jugend übergeben worden sind«, zitierte er aus Raus Rede vor dem israelischen Parlament.
Auch Pfarrer Grün fragte nach dem Zweck des Gedenktages: »Gibt es nicht aktuellere, wichtigere Dinge?« Doch viele davon seien auch mit Krieg verbunden. Er selbst habe kürzlich den Fernseher einfach ausgemacht, weil er die Bilder eines Berichts über Kindersoldaten nicht mehr ertragen habe. »Ist das nicht auch eine Art von Trauer?«, fragte Grün -Êdie Ohnmacht zu fühlen, die Angst vor dem, was da noch auf uns zukommen könnte. »Es ist wichtig, einen festen Gedenktag zu haben, an dem wir uns gemeinsam an Leid und Trauer erinnern.« Grün zitierte aus Feldpostbriefen des jungen Soldaten Karl Pause in Russland an seine Eltern, berichtete von den Briefen der Mutter, die zuletzt ungeöffnet zurückgekommen seien, zuletzt mit dem Vermerk, dass der Empfänger gefallen sei. In seinem Alter gebe es heute Jugendliche, die möglichst realistisch den Häuserkampf in Berlin nachstellen wollen. »Der Volkstrauertag will uns erinnern, diese Trauer ins Gedächtnis zu rufen.« Es sei eine Erinnerung daran, Frieden zu leben - »ohne Wenn und Aber.«

Artikel vom 14.11.2005