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Die Kunst am Kleiderbügel

Dritte »Art OWL« öffnet am Wochenende ihre Pforten in der Raspi

Von Uta Jostwerner (Text) und Bernhard Pierel (Fotos)
Bielefeld (WB). Es muss nicht immer der Wechselrahmen sein. Bei Martin Gausepohl hängt die Kunst am Kleiderbügel. Von der Stange sind die Werke, die der Detmolder Galerist an diesem Wochenende im Rahmen der »Art OWL«, der Kunstmesse der Galerien, präsentiert, aber dennoch nicht.

Zum drittem Mal haben Claudia und Jürgen Jesse von der gleichnamigen Galerie keine Mühen gescheut, Galerien und Galeristen aus ganz Deutschland und dem benachbarten Frankreich nach Bielefeld zu locken
Die kleine, aber feine Messe im Historischen Saal der Ravensberger Spinnerei ermöglicht dem ostwestfälischen Publikum, sich einen Überblick über die zeitgenössische Kunst zu verschaffen. In Malerei, Skulptur und Fotografie stellen die Werke freilich keine repräsentative, dafür aber eine erlesene Auswahl dar.
Mit zehn Galeristen, die Ausschnitte aus ihrem Programm zeigen, ist der Saal gut bestückt ohne dass die Aufnahmefähigkeit des Publikums überstrapaziert würde. Wer seine Antennen auf Empfang schaltet, findet außergewöhnliche Objekte für jeden Geldbeutel.
»Haste mal'nen Euro?« fragt nicht etwa der Bettler in der Fußgängerzone, sondern Martin Gausepohl, der bereits im vergangenen Jahr mit einem nicht alltäglichen Kunstprojekt Aufmerksamkeit erregte. Kunstwerke können bei ihm für einen Euro am Tag erworben werden. Von Abstottern soll aber nicht die Rede sein. Vielmehr soll der tägliche Dialog mit dem Werk den bewussten Umgang mit Kunst fördern. Abgerechnet wird Quartalsweise und ist die Summe abgeglichen, kennt der stolze Besitzer seinen Kunstschatz aus dem Eff-Eff. Umtausch möglich.
Erfrischend wie das Ein-Euro-Kunstprojekt sind die fotorealistischen Gemälde von Robert Areto. Der Künstler, der bei der Lemgoer Galerie Klieve unter Vertrag steht, malt großformatige Strandbilder so realistisch, dass man sich sofort in die Fluten stürzen möchte. Ironisch verspielte Installationen wie »Der Waschtag« von Christian Budde, mystische Wandobjekte von Willi Kemper , skurrile Reisende von Klaus Dobronz und nicht zuletzt die geballte künstlerische Kreativität der Bielefelder Produzentengalerie laden zur Entdeckungstour ein.
Im vergangenen Jahr besuchten 800 Kunstinteressierte die Messe. Jürgen Jesse hofft auf eine Steigerung, schließlich sei der organisatorische Aufwand enorm groß gewesen, die bürokratischen Hürden gar ein Ärgernis. Noch rätselt Jürgen Jesse, weshalb er als Organisator ein polizeiliches Führungszeugnis beibringen musste . . .
Geöffnet ist die Messe am Samstag und Sonntag, 12. und 13. November, jeweils von 11 bis 19 Uhr. Der Eintritt kostet einen Euro.

Artikel vom 12.11.2005