14.11.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Expertentipps: Was
Eltern tun können

Lese-Rechtschreib-Schwäche

Halle (td). Fünf Millionen Deutsche haben eine Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS), auch bekannt als Legasthenie. Hans-Werner Hollbach erläuterte in seinem Vortrag beim Studienkreis Halle, wie Eltern Symptome bei ihren Kindern erkennen und welche Therapiemöglichkeiten bestehen.

Der Hauptschullehrer, Leiter einer lerntherapeutischen Praxis sowie Autor zahlreicher Trainingsbücher aus Leer, erklärte seinen Zuhörern zunächst die Ursachen für eine LRS. »Krankheit und Stress während der Schwangerschaft, Sauerstoffmangel und Probleme bei der Geburt, Erkrankungen im Seh- und Hörbereich in den ersten drei Lebensjahren sowie genetische Fehler sind mögliche Ursachen,« sagte Hollbach. Anhand zahlreicher Aufgaben verdeutlichte er seinen Zuhörern die Schwierigkeiten von Kindern mit einer LRS. Die phonologische Bewusstheit, also Sprache richtig wahrnehmen und verarbeiten zu können, gilt als die wesentliche Voraussetzung, um Wörter in ihrer richtigen Rechtschreibung zu behalten. In diesem Sinne nannte Hollbach seinen Zuhörern das unsinnige Wort aus sechs Silben »pekatorisema«, das sie korrekt nachsprechen mussten. Die Schwierigkeiten bewiesen, dass Kinder ein gutes Kurzzeitgedächtnis benötigen, wenn sie Laute unterscheiden und behalten sollen. Ferner gehört zu der phonologischen Bewusstheit, dass man Reime richtig erkennt und bildet. In einem Satz wie »Marathon ist ein Torf« macht etwa nur das Wort »Dorf« Sinn.
Hollbach widerlegte die weitverbreitete Meinung, dass ein Kind durch intensiveres Lesen auch das richtige Schreiben erlernt - die interessierten Besucher wussten nicht, welcher Buchstabe im Firmennamen »mazDa« groß und welcher in »KAUFhOF« klein geschrieben wird, obwohl es sich um häufig gelesene Wörter handelt. »Das Lesen verbessert das Lesen und den Wortschatz, aber es ist keinesfalls eine Umkehrung des Schreibens,« stellte der Referent fest.
Legasthenikern fällt es schwer, die gelesenen Schriftzeichen in Laute und damit Sprache umzuwandeln. Welche Übungen gibt es?
Eine sinnvolle Übung ist, zehn zusammengesetzte Wörter aus der Zeitung zu suchen und sie zusammen mit dem Kind auf ihre einzelnen sinngebenden Silben sowie die Rechtschreibung hin zu untersuchen. Bis Mittwoch, 16. November, können Eltern, die eine LRS ihres Kindes vermuten, einen kostenlosen Test beim Studienkreis (% 0 52 01 / 73 41 05) nach Anmeldung durchführen lassen.

Artikel vom 14.11.2005