12.11.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Heiße Duelle um die letzten Tickets

Fußball-Weltmeisterschaft 2006: Favoriten in der Relegation unter Druck

Hamburg (dpa). Für die stolzen Spanier zählt gegen Außenseiter Slowakei nur ein Sieg, die Türkei will gegen die Schweiz eine Pleite wie vor zwei Jahren verhindern und Tschechien auf dem glatten Geläuf des Osloer Ullevaal-Stadions gegen Norwegen Standfestigkeit beweisen: Beim heißen Kampf um die letzten Weltmeisterschafts-Tickets stehen die Favoriten mächtig unter Druck.

Mit den Relegations-Hinspielen am Samstag biegt die am 6. September 2003 begonnene Qualifikation auf die Zielgerade ein. Außerhalb Europas streiten der Südamerika-Fünfte Uruguay und Ozeanien-Sieger Australien sowie Trinidad/Tobago als Vierter der Nord- und Mittelamerika-Zone und der Asien-Fünfte Bahrain um die Fahrkarte zur Endrunde.
»Für die Relegation gibt es nur eine Alternative: Entweder wir gewinnen oder wir gewinnen. Eine andere Möglichkeit existiert für uns nicht«, setzte Spaniens Trainer Luis Aragones seine Spieler vor dem Duell gegen die Slowaken unter Erfolgszwang. Torhüter Iker Casillas betonte: »Eine WM ohne Spanien ist unvorstellbar.« Die seit 16 Länderspielen ungeschlagenen Iberer waren seit 1978 bei allen WM-Turnieren dabei. Ausgerechnet vor dem letzten Championat in Deutschland 1974 scheiterte Spanien aber in zwei Entscheidungsspielen an Jugoslawien. Sollte dieser Fall erneut eintreten, hat der 67-jährige Aragones bereits seinen Rücktritt angekündigt.
Derweil fühlen sich die Slowaken in der Außenseiterrolle pudelwohl. »Die Spanier stehen unter größerem Druck als wir. Sie müssen gewinnen, wir wollen«, machte Abwehrspieler Vratislav Gresko deutlich. Miroslav Karhan vom VfL Wolfsburg rechnete vor: »Wenn wir nur mit einem Tor Unterschied verlieren, können wir zu Hause noch alles umdrehen.«
Unangenehme Erinnerungen an die Relegation hat die Türkei. Auf dem Weg zur EM in Portugal scheiterte der WM-Dritte von 2002 in den Playoff-Spielen an Lettland. Das soll dem Team mit den Bundesliga-Legionären Halil Altintop, Özalan Alpay und Nuri Sahin nicht noch einmal passieren. »Deutschland liegt auf der anderen Seite der Alpen. Deshalb führt von hier der kürzeste Weg dahin«, kündigte Trainer Fatih Terim vor der Partie in Bern vollmundig an.
Für Tschechien soll es in Norwegen Pavel Nedved richten. Nach 492 Tagen kehrt der Mittelfeld-Star von Juventus Turin in die Mannschaft zurück, die sich seit der Eigenständigkeit 1993 noch nie für eine WM qualifizieren konnte. Nachdem der verletzte Dortmunder Torjäger Jan Koller ausfällt, dürfte sein Clubkollege Tomas Rosicky als einziger Bundesliga-Legionär in der Anfangsformation stehen.
Zur angeblichen Favoritenrolle seines Teams meinte Trainer Karel Brückner vorsichtig: »Solche Relegationsspiele sind so berechenbar wie Russisches Roulette. Da kann in Oslo alles passieren.«

Artikel vom 12.11.2005