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Kunst im öffentlichen Raum
nicht länger vernachlässigen

Bezirksvertretung Mitte einig bei Resolution für Bielefeld

Von Gerhard Hülsegge
und Hans-Werner Büscher (Foto)
Bielefeld (WB). Die Stadt Bielefeld soll die Kunst im öffentlichen Raum nicht länger vernachlässigen und deshalb als erstes die Skulptur »Ohne Titel« von Arne-Bernd Rhaue baldmöglichst wieder aufstellen. Das haben die Mitglieder der Bezirksvertretung Mitte jetzt einstimmig beschlossen.

Das Werk des 51-jährigen, in Görlitz geborenen Künstlers sei in Abstimmung mit ihm in der Grünanlage Oberntorwall zwischen Obernstraße und Ritterstraße oder auf der Grünfläche zwischen Lutter, Nebelswall und Kreuzstraße zu platzieren, heißt es in dem am Donnerstag verabschiedeten Antrag der CDU. »Die Zwischenlagerung muss ein Ende haben«, forderte Fraktionssprecher Hartmut Meichsner. Gelder seien im Haushalt noch vorhanden. Vorab sollte aber auch der Kulturausschuss beteiligt werden.
Einmütig verabschiedete die Bezirksvertretung auch den Entwurf einer Resolution zur Situation der Kunst im öffentlichen Raum, den die Christdemokraten eingebracht hatten. Meichsner verwies in der Begründung unter anderem auf die »leidige Diskussion um den Merkur-Brunnen«, der im Zuge der Altstadtsanierung zunächst vom Alten Markt entfernt, dann zwischengelagert und schließlich mit Hilfe von Sponsoren an anderer Stelle, dem Bunneman-Platz, wieder aufgestellt wurde. Einmal Angeschafftes müsse auch erhalten werden in Achtung sowohl vor den Bielefelder Bürgern als auch dem Künstlern, die die Objekte geschaffen hätten, so Meichsner. Der Beirat für Stadtgestaltung solle dabei mit ins Boot genommen werden.
Bielefeld, so heißt es in der einmütig verabschiedeten Resolution, gehöre zu den wenigen Kommunen, die im Innenstadtbereich auf verhältnismäßig geringer Fläche so viel hochwertige moderne Kunst im öffentlichen Raum zu präsentieren vermag. Meichsner zitierte den ehemaligen Kunsthallen-Leiter Dr. Ulrich Weisner: »Eine öffentliche Skulptur muss nicht nur an einem bestimmten Ort gründen, sie muss auch geistig und im Bedeutungshafen begründet sein. Erst dann vermag sie der Stadt etwas von der Würde, die ihr verloren zu gehen droht oder in vielen Bereichen bereits verloren gegangen ist, zurückzugeben«.
Mit großer Sorge betrachtet die Bezirksvertretung Mitte die »Vernachlässigung und Gleichgültigkeit gegenüber vielen Kunstwerken und deren Schicksal im öffentlichen innerstädtischen Raum außerhalb von Wahlkampfzeiten«. So wurden zum Beispiel bei der »Sonile« von Eduard J. Stöcklin vor dem Telekom-Hochhaus die beweglichen Teile einfach verschweißt, weil sie quietschten. Und bei den »7000 Eichen« von Joseph Beuys vor der Kunsthalle wurden Bäume und Stelen für ein Wendegleis der Stadtbahn verrückt.

Artikel vom 12.11.2005