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Trauben extrem belastet

Greenpeace warnt vor Pestiziden auf dem Obst

Von Wolfgang Schäffer
Hamburg/Berlin/Düsseldorf (WB). Greenpeace schlägt Alarm: Die Umweltorganisation hat bei Untersuchungen von Weintrauben aus Supermärkten in vielen Fällen eine extrem hohe Pestizidbelastung festgestellt.

»Die Belastung mehrerer Proben übersteigt die vom Bundesinstitut für Risikobewertung und der Weltgesundheitsorganisation festgelegte ÝAkture ReferenzdosisÜ bis zum Vierfachen. Bereits bei einer einmaligen Überschreitung des Grenzwertes besteht die Gefahr von Gesundheitsschäden.« Manfred Krautter, Chemieexperte von Greenpeace betont im Gespräch mit dieser Zeitung, die Extrembelastung sei in elf von 77 getesteten Traubenproben aus Supermärkten in ganz Deutschland analysiert worden. Die Früchte stammten aus der Türkei und Italien.
Nach den Worten von Krautter sind vor allem Kinder besonders gefährdet, da sie bezogen auf ihr Körpergewicht mehr verzehren und die mögliche Dosis der Gifte höher ist als bei Erwachsenen. »In einigen Proben wurden bis zu 18 unterschiedliche Pestizide entdeckt. Am häufigsten tauchte dabei das Insektenvernichtungsmittel Lambda-Cyhalthrin und das in Deutschland nicht zugelassene, hormonell wirksame Pilzbekämpfungsmittel Procymidon auf.« Krautter - »wir haben die zuständigen Behörden informiert und Anzeige gegen die Supermarktketten wegen des Verkaufs gesundheitsgefährdender Lebensmittel erstattet« - rät den Verbrauchern, möglichst auf Bioware umzusteigen. Die sei deutlich sicherer.
Diese Ansicht vertritt auch Alexander Müller, Staatssekretär im Bundes Verbraucherministerium. »Die Untersuchungen der vergangenen Jahre haben bei Biowaren kaum Auffälligkeiten ergeben.« Sollten die Greenpeace-Ergebnisse stimmen, könne er nur sagen: »Das ist nicht zu akzeptierten. Derart belastete Produkte müssen vom Markt. Der Verbraucher muss sich auf den Handel verlassen können. Der wiederum hat alles zu tun, dass die Grenzwerte für Lebensmittel eingehalten werden.«
Das nordrhein-westfälische Verbraucherministerium - »wir untersuchen regelmäßig, haben solch extremen Ergebnisse noch nicht gehabt und können sie so auch noch nicht nachvollziehen« - kündigte für die kommende Woche gezielte Kontrollaktionen im Handel an.
Seite 4: Kommentar

Artikel vom 12.11.2005