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Leidenschaft
fürs Funkelnde

Lavinia Biagiotti folgt Mutter Laura

Von Axel Botur
Mailand (dpa). Italienische Modeunternehmer regeln ihre Nachfolge gern familienintern. Im Hause Laura Biagiotti ist das nicht anders. Dort übernimmt die 27-jährige Lavinia immer mehr Aufgaben von ihrer Mutter, der wegen einer Vorliebe für dieses Material einst »Königin des Kaschmir« betitelten Designerin aus Rom.
Auch Uhren gehören zur Biagiotti-Kollektion.

Verstand für das Management und kreatives Feingefühl - die »Kaschmirprinzessin« vereint die harte und die weiche Seite des Geschäftes in einer Person.
»Ich habe von meiner Mutter eine Rundumausbildung erhalten, die vom Finanzwesen bis zum Design reicht«, sagt Lavinia Biagiotti Cigna. »Eine ihrer wichtigsten Lektionen lautete: Du musst flexibel sein.« Denn die Modemärkte unterliegen permanenten Veränderungen. Strategien müssten ständig hinterfragt und angepasst werden. In solchen Momenten spricht die Managerin aus der Biagiotti-Tochter, die parallel zu ihrem Alltagsgeschäft Politik- und Wirtschaftswissenschaften studiert. Kürzlich wurde sie zur Junior-Vizepräsidentin der Biagiotti Group S.p.A. ernannt. Für sie ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zur erfolgreichen Nachfolgerin.
Ihre andere, die emotionale Seite, offenbart sich beim neuesten Projekt der Biagiottis, einer Schmucklinie die jetzt in Kooperation mit dem Juwelierunternehmen Christ aus Hagen auf den deutschen Markt kam. »Meine Mutter sammelt seit ihrer Jugend vor allem Perlen und kleine römische Mosaike. Sie sagt immer: »Schmuck ist der Inbegriff der Eitelkeit«. Und es stimmt ja auch, er erleuchtet die Frauen und hebt ihren Gemütszustand«, sagt die Tochter, die diese Leidenschaft fürs Funkelnde teilt.
Laura Biagiotti gehörte seit den 1970er Jahren zu den großen Namen der italienischen Mode. Zusammen mit Kollegen wie Giorgio Armani, Gianfranco Ferré oder Missoni warf sie seinerzeit der damals dominierenden Konkurrenz aus Frankreich mit einem neuen, lässigeren Kleidungsstil den Fehdehandschuh hin. Kaschmir und die Farbe Weiß wurden rasch zu ihren Markenzeichen. Im Laufe der Jahrzehnte wuchs die Produktpalette um Nebenlinien, Accessoires und Düfte zu einem Lifestyle-Imperium an.
»Wir müssen unsere Identität wahren. Wir dürfen nicht auf Größe schauen und austauschbar werden, aber auch nicht zu elitär sein«, skizziert die Biagiotti-Erbin den schmalen Grad, auf dem sie das Modehaus in die Zukunft führen muss.

Artikel vom 12.11.2005