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Wanninger
und Rixmanns »Solo für Zwei«

Gelungenes Kabarett in der Hauptschule

Pr. Oldendorf (cm). Es dauerte einen Moment, bis sich die beiden eingeschwungen hatten: Vielleicht hat man in Köln und Pr. Oldendorf ja doch nicht ganz den gleichen Humor, vielleicht lagÕs auch einfach daran, dass die Technik zunächst nicht richtig mitspielen wollte.

Dann aber liefen Biggi Wanninger, bekannt als Präsidentin der legendären Stunksitzung, und Anne Rixmann zu voller Form auf, und ihre kleinen Gemeinheiten zündeten.
»Biggi« und »Anne« - das sind zwei Charaktere, die gegensätzlicher kaum sein könnten. Biggi ist lebenslustig, ein bisschen vulgär und für ihren Umfang zu kurz geraten. Nicht, dass sie nichts im Kopf hätte: »Die kommt da nur nicht richtig ran.«
Anne ist das genaue Gegenteil: intellektuell, politisch bewegt, bar jeder weiblichen Kurve und mit »Haaren, wie unfrittierte Pommes«.
Beide beschäftigt nur das eine: Wie finde ich den Mann, der zu mir passt - nicht älter als 30 und mit dem Aussehen von Brad Pitt. Dabei ist ihnen jedes Mittel recht, die andere in die Pfanne zu hauen und ihr die Show zu stehlen. Nicht einmal vor SophoklesÔ Antigone schrecken die beiden zurück - in ihrer ganz eigenen Version natürlich, bei der Biggi als kölsche Ismene verdächtig viel Ähnlichkeit mit Trude Herr hat und »Ich will keinen toten Bruder, ich will lieber einen Mann« schmettert.
Überhaupt singen die beiden viel, und das auch noch wirklich gut! Den Superhit der Weathergirls zum Beispiel, mit einem Text, der einmal durch den Fleischwolf gedreht scheint: »ItÕs maining ran, lallehuja . . .«
Nach der Pause ziehen Wanninger und Rixmann das Tempo dann noch mehr an und präsentieren sich in ganz unterschiedlichen Rollen: Zuerst als Zuhörerinnen bei einem Violinkonzert, die sich benehmen, als wären sie auf dem Fußballplatz (»Abgeben, Anne Sophie! Gib ab! An die Bratsche, die steht doch völlig frei!«). Dann als »Talk-Runde« bei Sabine Christiansen, bei der alle Gäste, von Schröder bis Merkel, wie Heidi Kabel sprechen (nur Oskar Lafontaine nicht, der klang wie Trude Herr).
Und zu guter Letzt als Damen vorgerückten Alters, die zum Casting bei Dieter Bohlen erschienen sind, »wegen der Groupies, die uns dann mit Calvin-Klein-Unterhosen bewerfen«, und die »Proud Mary« mit einem Hüftschwung singen, bei dem selbst Elvis neidisch geworden wäre.
Bleibt nur noch die eine Frage zu klären: Warum bloß hatten sich die übrigen 13930 Oldendorfer, die am Samstag nicht in die Aula gekommen waren, dieses »Solo für Zwei« entgehen lassen?

Artikel vom 14.11.2005