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Affäre kostet VW fünf Millionen

Schmiergelder und Lustreisen schädigen Europas größten Autokonzern

Wolfsburg (dpa). Die VW-Affäre hat Europas größten Autokonzern fünf Millionen Euro gekostet. Diese Schadensumme geht aus dem Bericht der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG hervor, über den der Aufsichtsrat am Freitag beriet.Auch gegen Peter Hartz wird ermittelt.

Konzernchef Bernd Pischetsrieder kündigte als Konsequenz aus der Affäre um Schmiergelder und Lustreisen auf Unternehmenskosten ein konzernweites Ombudsmann-System an. Damit solle die Vorbeugung vor Korruption verbessert werden.
Dem KPMG-Bericht zufolge haben Konzernangehörige und »Außenstehende« versucht, das Unternehmen über Scheinfirmen und getarnte Beteiligungen in größerem Umfang abzuschöpfen und zu betrügen. Diese Aktivitäten seien jedoch »nach heutigem Erkenntnisstand« im wesentlichen im Versuch stecken geblieben. »Die Kontrollsysteme haben gegenüber diesen Aktivitäten weitgehend funktioniert.« VW seien aber über so genannte Eigenbelege »erhebliche Mittel, wahrscheinlich auch für Privatzwecke«, entzogen worden.
Im einzelnen etwa hat dem KPMG-Bericht zufolge Ex-Skoda-Personalchef Helmuth Schuster versucht, »unrechtmäßig« Mittel des VW-Pensionsfonds am Markt anzulegen. Der frühere VW-Personalmanager Klaus-Joachim Gebauer habe in den vergangenen fünf Jahren Eigenbelege in Höhe von 939 000 Euro abgerechnet. Es gebe Belege dafür, dass er teilweise private Ausgaben auch für sich selbst und für betriebsfremde Personen aus seinem Umfeld über VW abgerechnet habe, unter anderem für Reisen, Schmuck und Barbesuche.
An dem Bericht haben 18 KPMG-Experten seit Anfang Juli gearbeitet. Allerdings gehen ihre Befugnisse weniger weit als die der Staatsanwaltschaft. Der Bericht ergänze die Arbeit der Justiz, hieß es. Deren Ermittlungen sind aber längst noch nicht abgeschlossen.
Nach dem Rücktritt von Peter Hartz hatte Volkswagen-Vorstandschef Pischetsrieder Anfang August die Aufgaben des Personaldirektors in Wolfsburg kommissarisch übernommen. Zwei Monate später geriet dann auch Hartz ins Visier der Justiz. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig leitete ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Untreue ein und stellte nach Durchsuchung seiner Arbeitsräume bei VW Beweismaterial sicher.
Hartz wird vorgeworfen, dass er möglicherweise von Unregelmäßigkeiten bei der Abrechnung nicht gerechtfertigter Spesen und der Finanzierung von Lustreisen gewusst und sie sogar gebilligt oder unterstützt haben könnte.
In der VW-Affäre um Korruption, Lustreisen von Betriebsräten und Ausflügen ins Rotlichtmilieu ermittelt die Staatsanwaltschaft Braunschweig gegen insgesamt zehn Beschuldigte wegen des Verdachts der Untreue oder der Beihilfe dazu.
Der Skandal war ins Rollen gekommen, als ein Netz von Tarnfirmen aufgeflogen war, mit deren Hilfe der ehemalige Skoda-Personalchef Helmuth Schuster angeblich Geld auf eigene Konten umgeleitet haben soll, das eigentlich VW zugestanden hätte.

Artikel vom 12.11.2005