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Grimassenschneider und Komödiant Martin Schneider überzeugte seine Fans. Foto: René Gast

Liebenswerter Komödiant mit großer Klappe

»Maddin« Schneider überzeugt seine Fans

Von René Gast
Bielefeld (WB). Bekannt aus der »Schillerstraße«, berühmt für Grimassen mit treuem Hundeblick; so hat sich Martin Schneider oder einfach nur der »Maddin«, wie er liebevoll von Fans und Kollegen genannt wird, in die Herzen der Zuschauer gewitzelt.

Bereits das Erscheinen des schlaksigen Komikers im Bielefelder Ringlokschuppen bewirkte einen mittelschweren Lachanfall, von dem sich das Publikum kaum erholen konnte. Schließlich sorgten allein die Grimassen des Stars aus der Fernsehsendung »Schillerstraße« dafür, dass sich die Menge in einen wahren Rausch aus Lachen und den damit verbundenen Tränen hinein steigerte. Wirr verdrehte Augen, und ein Mund, der wie für einen »Stand up Comedian« geschaffen worden ist, gehörten auch an diesem Abend im Lokschuppen zu den hervorstechenden Merkmalen des Künstlers.
Martin Schneider, der sich dem Publikum »jetzt noch erotischer« präsentierte, und sich beim Fotografen vor Ort prompt nach dessen Meinung zu seinem Anzug erkundigte, benötigte nur wenig Anlauf, um die knapp achthundert Mann starke Fangemeinde in seinen Bann zu ziehen. Die wenig originellen Geschichten vom Indianer unterm Bett, inklusive dem »Urmeli aus dem Eis« und natürlich dem sich wiederholenden Motiv von »Old Shatterhand«, wurden dank Intonation, Gestik und urkomischer Mimik zu umjubelten Lacherfolgen. Der liebenswerte Schelm mit der großen Klappe überzeugte vielmehr mit punktgenauem Timing, im Zusammenspiel mit einer herrlichen Mundakrobatik denn mit versiertem Sprachwitz.
»Situationskomik«, so lautete das Zauberwort, mit dem zu erklären ist, weshalb es Martin Schneider vollbrachte, die Pointen trotz des mangelnden Wortwitzes zur optimalen Wirkung zu bringen. Der Komiker, der mit diesen Fähigkeiten bereits dem letzten Otto-Film »7 Zwerge - Männer allein im Wald« zu einem fulminanten Kino-Knüller mitverhalf, brachte auch diesmal seine Stärken voll zur Geltung, und überspielte auf diese Weise die sprachlichen Schwächen. Der eher »visuelle« Humor in Gestalt des Künstlers selbst kaschierte manche Schwächen im Programm, und ließ ausnahmslos begeisterte Gesichter zurück.
Schon als Kind hatte der »Maddin« nur ein Ziel; und zwar, so »dumm wie möglich auszusehen«. So gesehen haben sich mittlerweile all seine Träume erfüllt. Wären da nicht die Frauen, die den »erotischsten Kussmund« der Welt noch immer nicht küssen mögen. Und so wartete Herr Schneider, der sich dem Publikum im edlen Zwirn präsentierte, vielleicht auch nach der Vorstellung in Bielefeld darauf, von einem weiblichen Fan zärtlich verführt zu werden.

Artikel vom 15.11.2005