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Das Team ist die stille Reserve

Arminia Bielefeld knackt in diesem Jahr die 25-Millionen-Euro-Grenze

von Edgar Fels
Bielefeld (WB). »Jetzt brauchen wir nur noch einen Ball.« So manchem Unternehmer juckte es in den Füßen, als er den »Heiligen Rasen« der Schüco-Arena betrat. Für ein Spielchen war die Gruppe aber nicht nach Bielefeld gekommen.

Ihr Interesse galt vielmehr dem Thema »DSC Arminia Bielefeld aus unternehmerischer Sicht - Finanzierung und Vermarktung eines Bundesligavereins.« Wohl nirgendwo sonst sind Sport und Wirtschaft so eng miteinander verzahnt wie beim Profi-Fußball. Ein Paradebeispiel ist Borussia Dortmund, der einzige deutsche Club, der an der Börse notiert ist - wenn auch mit mäßigen Erfolg.
»Keine Angst, wir gehen nicht an die Börse«, betonte Roland Kentsch, seit sechs Jahren bei der Arminia für die Finanzen verantwortlich, bei einem vom Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) initiierten Vortrag vor 60 Unternehmern im Business-Raum des Stadions. »An der Börse ist es nicht möglich, einen nachhaltigen Ertrag zu erwirtschaften«, sagte der ehemalige Banker.
Wirtschaftlich gesehen, spielt die Musik bei der Arminia nicht beim Gesamtverein, sondern bei der eigens für den Leistungsbereich gegründeten Rechtsform DSC Arminia Bielefeld GmbH & Co. KG a.A.« In diesem Kalenderjahr peilt Arminia einen Umsatz von mehr als 25 Millionen Euro an. Der Jahresabschluss werde bei etwa fünf Millionen Euro liegen. Gemessen an der Bilanzsumme gehört der DSC Kentsch zufolge zu den Top 10 der ersten Liga.
Das meiste Geld spült das Fernsehen in die Kasse. Die TV-Vermarktung bringt den Teams der ersten und zweiten Liga in Deutschland insgesamt 300 Millionen Euro ein. Geldgeber ist vor allem der Sender Premiere. Zum Vergleich: Die Clubs in England erhalten 800 Millionen Euro TV-Gelder. Arminia Bielefeld erhielt aus diesem Topf in der vergangenen Saison 11,5 Millionen Euro.
Zweitgrößter Posten ist mit 5,5 Millionen Euro der Bereich Werbung/Sponsoren. Neben Hauptsponsor Krombacher arbeiten die Ostwestfalen mit den fünf so genannten Premiumpartnern WESTFALEN-BLATT, Schüco, Stadtwerke Bielefeld, Coca Cola und dem Ausrüster Saller Teamsport (Trikots, Bälle etc) zusammen. Ferner gehört auch Gerry Weber zu den Sponsoren, zudem ein Sponsorenring von 183 Firmen. Kentsch: »Die Hauptsponsoren zahlen mindestens 300000 Euro.«
Aus dem Ticketverkauf flossen 2004/2005 etwa 4,6 Millionen Euro in die Kasse. Hier stoße der Club an seine Grenzen, sagte Kentsch. Denn das Stadion, das heute 26 601 Zuschauer fasst, wird auch nach dem noch nicht terminierten Endausbau nur etwa 2000 Plätze mehr bieten - zu wenig, um mit Köln oder Dortmund mithalten zu können. Einnahmequelle Nummer vier sind schließlich die Transfererlöse. Sie lagen bei vier Millionen Euro. Beispiel Patrick Owomoyela. Arminia hatte den Spieler für 50000 Euro vom SC Paderborn gekauft und zwei Jahre später für zwei Millionen Euro an Werder Bremen weiterverkauft. »Ein schöner Buchgewinn«, sagte Kentsch. Der Wert der Mannschaft gelte bilanztechnisch als stille Reserve.
Auf der Ausgabenseite interessieren die Personalkosten. 13 Millionen Euro gibt der DSC in dieser Saison für seine Lizenzspieler aus. Auch hier geben sich die Ostwestfalen eher bescheiden. Kentsch: »Der Durchschnittsetat in der 1. Liga beträgt 26 Millionen Euro.«

Artikel vom 12.11.2005