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»Kein Platz für
Querulanten«

Tennis: Waldenfels bleibt im Amt

Bremen (dpa). Georg von Waldenfels hat sich in einem hitzigen Wahlkampf souverän durchgesetzt und bleibt drei weitere Jahre Präsident des Deutschen Tennis Bundes (DTB). Der Jurist aus München wurde von den Delegierten der 57. Mitgliederversammlung einstimmig in seinem Amt bestätigt.

Die 18 Landesverbände des mit 1,71 Millionen Mitgliedern größten Tennis-Verbandes der Welt stellten sich in Bremen demonstrativ hinter von Waldenfels und erteilten Herausforderer Dirk Hordorff, der seine aussichtslose Kandidatur tags zuvor zurückgezogen hatte, in Abwesenheit eine Abfuhr.
»Im Tennis ist kein Platz für Egomanen und Querulanten. Und ich bin froh, dass es die im DTB auch nicht gibt«, sagte von Waldenfels in Anspielung auf den teils unwürdigen Wahlkampf. Als Vorsitzender des Bundesausschusses distanzierte sich Württembergs Landesfürst Ulrich Lange von den verbalen Angriffen auf den Präsidenten und »verurteilte sie auf das Schärfste. So geht es nicht. Das ist nicht unser Stil«. Dass selbst der Hessische Landesverband, dessen Chef Wolfgang Kassing die Kandidatur Hordorffs befördert hatte, von Waldenfels wählte, war eine schallende Backpfeife.
Auch wenn Hordorff eine neuerliche Kandidatur nicht ausschließt, haben sich seine Chancen nach dem Schulterschluss im DTB wohl auf ein Minimum reduziert. Zumal von Waldenfels für sich reklamieren kann, den Verband entschuldet zu haben. Auf sportlichem Gebiet sieht es weniger gut aus. Im Fedcup (22./23. April daheim gegen die USA) und im Daviscup, wo gegen Frankreich am 10. bis 12. Februar Halle/Westfalen der Austragungsort ist, wurde die Rückkehr in die Weltgruppe zwar geschafft. Doch der Weg zur Weltspitze ist noch weit.
»Wir hängen keinen Illusionen nach«, meinte von Waldenfels. Im Nachwuchsbereich will der DTB mit dem neuen Sportwart Heinz Wagner Brücken zum Profitennis bauen. Hier hapert es, obwohl Sportdirektor Klaus Eberhard allerhand auf den Weg gebracht habe, wie von Waldenfels betonte. Die Erfolge der Teamchefs Barbara Rittner (Damen), die für ihre Karriere die Goldene Ehrennadel bekam, und des als »Trainer des Jahres« ausgezeichneten Patrik Kühnen (Herren) zeigten das.
In Hannover ein Tennis-Internat entstanden, ein weiterer Stützpunkt neben Stuttgart und München wird in Essen errichtet.
»Die Jungen müssen mutiger werden und wieder lernen zu beißen«, meinte der 62-jährige Wagner aus dem rheinland-pfälzischen Staudt. Den Landesverbänden riet er, die Talente nicht zu lange festzuhalten. »Sie müssen früher in die rauhe Welt hinaus«, erklärte der Nachfolger des glücklosen Rolf Schmid. In seiner Rückschau stellte von Waldenfels fest: »Die Sanierung des DTB ist gelungen.« Die elf Millionen Euro Schulden, die er 1999 von seinem Vorgänger Karl Weber übernommen hatte, sind getilgt. Erreicht wurde das auch durch den Verkauf der German Open der Damen in Berlin an den Tennis-Verband von Katar, der sich mit 3,5 Millionen Euro jüngst beim Masters-Turnier am Rothenbaum eingekauft hat. »Die Katari sind in Hamburg nur mit 25 Prozent beteiligt. Der DTB hat weiter das alleinige Sagen, und das soll auch so bleiben«, sagte von Waldenfels zu der Befürchtung, auch das letzte große DTB-Turnier könne verkauft werden. »Unser Ziel ist es, die Turniere in Deutschland zu sichern.«

Artikel vom 14.11.2005