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Eine traurige
Lebensbilanz

Tief im Drogensumpf


Löhne/Herford (cl). Wegen Betruges in 51 Fällen verhängte das Herforder Schöffengericht gegen Nils J. (Name geändert) eine Freiheitsstrafe von zwei Jahren und vier Monaten. In diesem Strafmaß enthalten sind auch zehn Monate ohne Bewährung vom Amtsgericht Bünde wegen einer Trunkenheitsfahrt ohne Fahrerlaubnis.
Derzeit verbüßt der Angeklagte, der zuletzt in Löhne gelebt hatte, noch eine andere zehnmonatige Freiheitsstrafe wegen drei vorsätzlicher Körperverletzungen. »Die Bilanz Ihrer ersten 30 Lebensjahre ist außerordentlich schlecht« hielt ihm der Vorsitzende Richter Bernd Kahre denn auch vor. Der Angeklagte pflichtete ihm bei.
Nach zweieinhalb Jahren Gefängnisaufenthalt kam Nils J. im November 2002 wieder auf freien Fuß und begann umgehend wieder mit dem Konsum von Heroin und vor allem Kokain. Dafür benötigte er annähernd 5 000 Euro im Monat. Er hatte sich mit einem mobilen Hausmeisterservice selbstständig gemacht, hatte aber keinerlei handwerkliche Ausbildung und auch noch nie einen Führerschein besessen. Die einzigen Einnahmen waren die 600 Euro monatlicher Zuschuss für seine Ich-AG seitens der Agentur für Arbeit.
Die Schulden bei seinen albanischen Dealern, deren Namen er vor Gericht nicht nennen wollte, habe er mit Lastschriftkäufen auf Bestellung abtragen müssen. Bei der Sparkasse Nienburg hatte er dazu zwei Girokonten eröffnet. Mit den beiden EC-Karten kaufte er zwischen dem 30. Dezember 2004 und dem 2. Februar dieses Jahres Waren im Gesamtwert von mehr als 7 000 Euro.
Erst jetzt in der JVA Brackwede suchte Nils J. Kontakt zur Drogenberatung und bemüht sich um einen stationären Therapieplatz. Wenn alles klappt, kann seine Haft Mitte des nächsten Jahres ausgesetzt werden, um die Entziehungskur anzutreten.

Artikel vom 14.11.2005