12.11.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Knallharter Bums und schnelle Beine

Eintrachts Fußballer und Leichtathlet Willi Krüger wird heute 75 Jahre alt

Von Werner Jöstingmeyer
Bielefeld (WB). Er war ein exzellenter Fußballer und ein ausgezeichneter Leichtathlet. Nach seiner eigenen sportlichen Karriere übernahm »der Mann mit dem unheimlichen Bums« und den »schnellen Beinen« Funktionärsaufgaben, betreute seine Leistungssport-orientierte Tochter Bettina, obwohl er selbst immer wieder mit gesundheitlichen Problemen zu tun hatte. Seit 1993 ist Willi Krüger Leichtathletik-Chef des TuS Eintracht. Heute wird er 75 Jahre alt.

Rund um den ehrwürdigen Sportplatz Königsbrügge und die Sieker-Endstation kennen ihn die »alten Eintrachtler« natürlich alle: Willi Krüger - das Kraftpaket, das in den 50er Jahren von der Mittellinie aus ein Tor erzielte. Zahlreiche Keeper rieben sich die Hände, wenn der bullige Spielgestalter oder Mittelstürmer einfach drauf hielt. In seinem erfolgreichsten Seniorenjahr erzielte er 13 Treffer für den damaligen Landesligisten TuS Eintracht.
Mit 17 Jahren wurde der »Sturmtank« schon in die erste Seniorenmannschaft »befördert«, nachdem er sein Talent in den Kreis- und westfälischen Auswahlmannschaften bewiesen hatte. Die ganze Sache hatte nur einen Haken. Willi Krüger war auch ein wieselflinker Sprinter, wurde mit der 4 x 100 m Staffel des TuS Eintracht Kreis- und westfälischer Jugendmeister. Da sein Leichtathletiktrainer Walter Hülsmann zugleich auch Eintrachts Fußballcoach war, gelang es Willi Krüger schließlich, sich von der Aschenbahn etwas abzunabeln. »Plötzlich hatte mich der Bazillus Fußball voll erfasst«, erinnert sich das Geburtstagskind.
Völlig überraschend wechselte Willi Krüger 1955 den Verein, um in der höchsten westfälischen Amateurklasse sein Glück zu versuchen. »Mir gings damals nicht ums Geld, sondern der renommierte Trainer Willi Strothmann eröffnete mir beim TBV Lemgo neue sportliche Perspektiven«, nennt der ehemalige »Siekeraner Bomber« seine damaligen Beweggründe.
Im Lipperland setzte sich Krüger u.a. mit Ar-minia und VfB 03 auseinander. Unvergessen ist ihm die 0:1-Niederlage gegen SV Herne-Sodingen in Erinnerung geblieben, in deren Reihen immerhin die Nationalspieler Sawitzky, Cieslarczyk und Harpers standen. Zeitungsberichte aus Krügers umfangreichem Archiv belegen, dass dem damaligen Nationalkeeper Sawitzky die »knallharten Dinger des Lemgoer Scharfschützen Willi Krüger um die Ohren sausten«.
1960 beendete der Repräsentant einer Steinhagener Schnapsbrennerei und Kelterei seine sportliche Karriere und widmete sich ganz der Familie und dem Beruf. Zur persönlichen Fitness griff Krüger beim SUS zum Tennisschläger. Weil ihn die Vereinsarbeit immer schon interessierte, führte er u.a. den Vorsitz bei Teutonia Altstadt und war kurze Zeit Fußballobmann beim TuS Eintracht.
Der Leistungssport hatte indes deutliche Spuren hinterlassen. Krüger musste sich mehreren Operationen (u.a. Hüfte) unterziehen. Sozusagen aus dem »Nichts« sorgte er ab 1993 dafür, dass die Leichtathletikabteilung des TuS Eintracht in der Läuferszene wieder neu erblühte. Heute kann der 75-Jährige auf eine große und gefestigte Abteilung blicken. Die Aushängeschilder wie Elias Sansar, Volkmar Rolfes oder auch Krügers Mitstreiter Bernd »Johann auf der Heide« eilen von Erfolg zu Erfolg.
Wie seine Schützlinge ist Willi Krüger mit viel Herzblut bei der Sache. Sein Dank gilt dennoch in erster Linie seiner Frau Christa, die für das zeitaufwendige Hobby Sport stets Verständnis aufbrachte und immer noch aufbringt. Heute wird Willi Krüger 75 Jahre, morgen soll im Restaurant Rossini im Golfclub Teutoburger Wald gefeiert werden. Natürlich sind neben den Familienmitgliedern auch zahlreiche Eintrachtler dabei. Und die älteren Bürger rund um Sieker werden sich wieder erinnern: An den Vollblutstürmer Willi Krüger, der von der Mitte ein Tor erzielte. Das WESTFALEN-BLATT gratuliert recht herzlich.

Artikel vom 12.11.2005