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Ein Jahr vom Debüt zum Gipfel

Ilona Pfeiffers erstaunlicher »Aufstieg« - Jörn Strothmann siegt vor Petri

Von Gunnar Feicht (Text und Fotos)
Borgholzhausen (WB). Vor einem Jahr war der Berg-Einzelzeitlauf des LC Solbad Ravensberg einer ihrer ersten Wettkämpfe überhaupt. Nur zwölf Monate später ist Ilona Pfeiffer vom Triteam Dissen bereits buchstäblich auf dem Gipfel angekommen: Die 30-Jährige gewann bei der 27. Auflage von Deutschlands nördlichstem Berglauf die Frauenwertung.

20:56 Min. für die 4,6 km mit 170 Höhenmetern und bis zu 17 Steigungsprozenten - damit konnte sie Antje Strothmanns Streckenrekord von 1996 (20:01) zwar nicht gefährden. Die Mutter von zwei Kindern freute sich aber riesig, so renommierte Konkurrenz wie Heike Mohn und Vorjahressiegerin Karin Schmalfeld (je 21:13 Min.) auf die Plätze verwiesen zu haben: »Ich hatte schon den realistischen Wunsch, hier zu gewinnen, erwarten konnte ich es aber nicht.« Ein »Abschlusstraining« am Mittwoch auf der Originalstrecke hatte die Zuversicht genährt.
Wie seine Westentasche kennt der schnellste Mann den schwierigen Kurs zwischen Sundernstraße und Luisenturm: Jörn Strothmann vom Ausrichter LC Solbad Ravensberg bewies mit dem dritten Sieg nach 1998 und 2004, dass er den Ruf des ewigen Zweiten auf seiner Hausstrecke endlich abgestreift hat. Mit 18:14 Min. unterbot er um 15 Sekunden seine Vorjahreszeit, war aber mit der Ziffernfolge auf der Stoppuhr nicht ganz zufrieden: »Ich hatte auf eine 17er-Zeit gehofft, vorher mit vielen Intervallen an der Schnelligkeit gearbeitet, obwohl ich insgesamt eigentlich mehr auf längere Distanzen hin trainiere.«
Nach zwölf Jahren mit denselben Geländerennschuhen hatte Strothmann am Vortag noch nagelneue Treter in Signalfarbe gekauft. Die trugen ihn zwar nicht zur Bestzeit, aber zu einem wertvollen Sieg, der die Gesamtwertung der Active-Winterlaufserie wieder spannend macht. Denn Tabellenführer Ulrich Petri, der mit dreimal Platzziffer 1 in Salzuflen, Herford und Verl schon enteilt schien, musste sich diesmal in 18:31 Min. als Zweiter geschlagen geben. Strothmann war nach dem Böckstiegllauf zum zweiten Mal schnellster Cup-Teilnehmer und könnte beim Piumer Weihnachtscross »ausgleichen«, weil Petri beim Wiedenbrücker Christkindl-Lauf nicht starten wird. »Beim letzten Wertungslauf Silvester in Gütersloh fechten wir's dann aus«, blickte Petri schon auf den 31. Dezember. Der 32-Jährige von der LG Bad Salzuflen, der seine beste Wettkampfsaison seit langem absolviert, war Samstag ein fairer Verlierer: »Ich hatte mich vor einer Woche in Verl bei meiner Halbmarathon-Bestzeit von 1:12:40 völlig ausgepowert. Aber auch ohne diesen Wettkampf glaube ich nicht, dass ich hier heute gewonnen hätte. Jörn ist einfach ein hervorragender Bergläufer.«
Besonders steil nach oben ging es dieses Jahr für Ilona Pfeiffer: Die ausgebildete Diplomsportlehrerin ist vor sechs Jahren aus Russland nach Deutschland übergesiedelt, da stand natürlich die Neuorientierung gegenüber dem Sport im Vordergrund. Erst 2004 begann sie beim Lauftreff Dissen wieder mit regelmäßigem Training und hat seither einen kometenhaften Aufstieg in der heimischen Ausdauersportszene hinter sich. Nach einer erfolgreichen Zweitligasaison im Triathlonteam Dissen ließ die Allrounderin in diesem Herbst schon mit dem Sieg über 10 km in Bünde vor Heike Mohn und 3:03 Std. sowie Platz zwei beim Marathon in Bremen aufhorchen. »Die Willensstärke« sei ihr großer Trumpf, die Zielsetzung für 2006, »mich weiter zu verbessern«. Das lässt für das nächste große Ziel, den Steinfurt-Marathon im März, bereits einiges erwarten...

Artikel vom 14.11.2005