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Menschen in
unserer Stadt
Markus Warmuth
Inkasso-Unternehmer

»Es wird immer schwieriger, zu erklären, dass der Mandant Recht hat, er es aber nicht bekommt, weil der Schuldner nicht zu zahlen fähig ist«, sagt Markus Warmuth. Deshalb hat sich der 41-jährige Bielefelder Rechtsanwalt seit drei Monaten auch ein zweites berufliches Standbein geschaffen. Als Inkasso-Unternehmer treibt der verheiratete Vater von fünf Kindern Geldforderungen seiner Gläubiger ein. Unter Verzicht auf ein gesichertes Honorar, nämlich erfolgsorientiert. Kfz-Betriebe, Versandhändler und Dienstleister zählen zu seinen Auftraggebern. Denn: Die Zahlungsmoral in Deutschland ist schlecht.
»Die Leute haben Geld, viele begleichen ihre Rechnungen aber nicht, weil sie wissen, dass sie sich auf diesem Wege einen Kleinkredit verschaffen können«, so Warmuth. Also schreibt der gebürtige Gadderbaumer, telefoniert er und sucht die Schuldner auch persönlich auf, um sie wenigstens »zum Reden« zu bringen. Die meisten lassen sich dann zum Beispiel auf Ratenzahlungen ein. In 65 Prozent aller Fälle ist das Engagement Warmuths von Erfolg gekrönt - und er kassiert fünf Prozent Provision.
Weil er sein Büro im Haus der Großeltern Am Wißbrock betreibt, halten sich die Kosten in Grenzen. Dafür beschäftigt er sogar noch eine weitere Mitarbeiterin. »Selbstständig wollte ich mich schon immer machen - und ich genieße es, weil ich nichts gegen Verantwortung, wohl aber etwas gegen Hierarchie-Mentalität habe«, gesteht der ehemalige Brackweder Gymnasiast, der später das Oberstufenkolleg besuchte und schließlich an der Universität seiner Heimatstadt Rechtswissenschaften studierte.
Sieben Jahre arbeitete der Mann, der sich »nicht gut unterordnen« kann und kein »Ja-Sager« sein möchte, als Syndikus einer Gütersloher Versicherungsagentur. Nun holt er morgens auch für Ehefrau Constanze (41) Brötchen mit dem Rad und bringt die Kinder Christian (17), Melina (12), Alexandra (8), Meike (6) und Julia (2) - so weit sie noch oder schon zur Schule gehen - mit der »Stragami« (Straßengassenmischung) »Anka« zum Bus. Seine Freizeit nutzt Markus Wemuth zurzeit unter anderem dazu, Holländisch zu lernen. Nun darf geraten werden, wo die Familie Urlaub macht...Gerhard Hülsegge

Artikel vom 11.11.2005