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Mit Wind ist es sicherer
Wie Giraffen und Paviane gemeinsam Drachen bauten
Nicht jeder kann alles. Aber gemeinsam kann man viel erreichen und vor allem viel Spaß haben. Lest selbst.
»Drachen machen!«, stand in bunten Buchstaben auf dem Buch, das die neugierige Giraffe mitten in der Savanne gefunden hatte. Darunter war ein Foto von einem bunten Ding, das an einer Schnur durch die Luft flatterte.
»So etwas bauen wir auch!«, beschloss die neugierige Giraffe. Sie zeigte das Buch ihren Giraffenfreunden, die zustimmend nickten. So ein buntes Flatterding wollten sie gerne besitzen.
»Dann nix wie ran!«, sagte die neugierige Giraffe und packte die Bastelsachen, die sie schon vorsorglich besorgt hatte, aus. Holzleisten, Transparentpapier, Schere, Schnur und Kleber rollten auf den sandigen Boden. »Hmm, ja«, murmelten die Giraffen, schnappten sich das Zeug und schlugen das Bastelbuch auf. Angestrengt guckend gaben sie ihr Bestes, doch leider sind Huftiere nicht die geschicktesten Bastler.
Die immerhungrige Giraffe schnippelte so lange am Papier herum, bis es nicht mehr auf den Holzrahmen passte. Die kleine, neugierige klebte mit den Hufen am Papier fest und die lange, dünne Giraffe hatte nicht die Schur, sondern ihren Schwanz an den Drachen geknotet. Die anderen studierten noch immer die Bauanleitung. Plötzlich wurden die geschäftigen Giraffen von lautem Gelächter unterbrochen. Etwas abseits des Giraffenbastellagers hatte es sich eine Gruppe Paviane auf einer Tribüne bequem gemacht. Sie hüpften mit ihren roten Hinterteilen aufgeregt hin und her und hielten sich vor Lachen die behaarten Bäuche.
»Macht es doch besser«, schimpfte die immerhungrige Giraffe, die gräßliche Laune hatte. Das ließen sich die Paviane nicht zweimal sagen. Die Oberpavianmutter verteilte die Affen in der Runde. Jede Giraffe bekam einen Helfer, und so ging es in Zweiergruppen schnell voran. »Ach, so macht man das« und »Aha«, murmelten die Giraffen und guckten den geschickten Bastelaffen ganz genau zu. Diese knoteten und klebten, und kurz darauf war eine ganze Schar von Drachen fertig. »So, und nun ab in den Himmel damit!«, sagte die lange, dünne Giraffe, hielt die Schnur und wartete darauf, dass sich der Drachen erheben würde. Natürlich passierte nichts. Es gab überhaupt keinen Wind.
»Dann müssen wir eben Wind erzeugen«, sagte die große, meist weise Giraffe und hatte eine prima Idee. Die Paviane setzten sich auf die Giraffenrücken. Mit der einen Hand hielten sie sich in der braunen Stoppelmähne fest, mit der anderen umklammerten sie die Drachenschnur.
Die Oberpavianmutter gab das Kommando, und sogleich galoppierten die Giraffen los. Tatsächlich erhoben sich die Drachen, und die Affen juchzten: »Wie herrlich« und »Ach, wie schön«. Da wollten die Giraffen natürlich auch mal gucken. Sie schauten nach oben, rannten aber gleichzeitig weiter. Einen Augenblick bewunderten sie ihre Bastelarbeit. Dann rumste es, denn alle stießen zusammen. Paviane, Giraffen und Drachenschnüre purzelten durcheinander. Die Tiere rieben sich die Köpfe, dann lachten sie aus vollem Halse und begannen, sich zu entwirren. Aus Sicherheitsgründen beschlossen sie, in Zukunft lieber auf richtigen Wind zu warten.

Artikel vom 19.11.2005